Ehemaliger Welpe spielt jetzt A-Jugend-Bundesliga
Seifert: „Das Abitur steht an 1. Stelle“
Seit seinem 5. Lebensjahr trägt Lukas Seifert (17) den Handball durch die Halle, wirft Pässe und Tore, setzt seine Dribblings an. Als er noch Kinderschuhe trug, trug er auch das Logo des MTV Wünsdorf auf der Brust. Bis 2011 spielte er für die Wölfe, mittlerweile ist er in der A-Jugend-Bundesliga angekommen. Mit dem LHC Cottbus legte er aber zunächst einen Kaltstart hin, verlor die ersten drei Spiele der Junioren-Oberklasse. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass er dort eine Menge lernen wird. Im Interview mit Conrad Hipp spricht der flexible Mittelmann (kann auch im Rückraum und auf Außen eingesetzt werden) über seinen Bundesliga-Start, den Traum vom Handballprofi und seine Freunde beim MTV.
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Lukas. Erstmal noch Glückwunsch zum Bundesliga-Debüt. Wie wars?
Seifert: Es hat sehr viel Spaß gemacht, war aber natürlich auch sehr anstrengend.
Lukas Seifert, Bundesligaspieler! Liest sich ganz gut. Was waren deine ersten Gedanken, als ihr wusstet, dass ihr es gepackt habt?
Seifert: Das Qualitunier war sehr schwer deshalb war ich erstmal sehr erleichtert. Was man da gerade erreicht hat, realisiert man erst später.
In Berlin war es dann soweit. Der Auftakt gleich gegen die Füchse. Was hat da im Vorfeld überwogen. Aufregung oder Vorfreude?
Seifert: Beides in etwa gleich, würde ich sagen. Ich war sehr aufgeregt, denn Bundesliga zu spielen ist schon etwas Besonderes. Aber auch die Vorfreude war riesengroß.
Wie nervös warst du?
Seifert: Kurz vor dem Spiel war ich besonders nervös. Aber mit dem Spielbeginn war dann davon nichts mehr zu spüren.
Mit 22:41 gab es gleich zum Auftakt eine ganz schöne Packung. Danach gab es zwei weitere Pleiten. Wie steckt man diesen Start weg?
Seifert: Gut, denn wir wissen, dass es in dieser Saison sehr schwer wird, mit den Bundesligisten mitzuhalten.
Welche Ziele habt ihr in dieser Saison?
Seifert: Ein konkretes Ziel haben wir nicht. Es wird eben schwierig werden. Wir wollen einfach alles aus uns rausholen und werden sehen, wofür es am Ende reicht.
Welche Ziele hast du persönlich?
Seifert: Es wird schwer in diesem Jahr, daher habe ich keine festen Ziele. Ich will mich weiter entwickeln und werde sehen, was dabei herauskommt.
Auf welchen Gegner freust du dich besonders?
Seifert: Ich freue mich auf alle Gegner. Aber gegen Potsdam ist es natürlich immer etwas Besonderes.
Nochmal zurück zu deinem Debüt. Ihr seid alle sehr junge Spieler. Wie bereitet man sich auf so ein großes Spiel vor? Die Eltern sitzen auf der Tribüne, es ist das erste Spiel. Die Aufmerksamkeit ist groß.
Seifert: Die Vorbereitung läuft eigentlich so ab, wie bei jedem Spiel. Man bereitet sich auf den Gegner vor und holt dann beim Spiel das Beste aus sich heraus.
Es gab bei euch auch Spieler, die die Qualifikation geschafft haben, aber jetzt wegen des Alters nicht mehr spielen. Wie leidet man da mit mit den Kollegen?
Seifert: Natürlich ist das bitter. Aber auch sie haben die Quali geschafft und eine tolle Leistung gezeigt.
„Für den Sprung nach oben muss man sehr hart arbeiten“
Was ist in der Bundesliga anders im Vergleich zur vorigen Saison?
Seifert: Das Spiel ist nochmal schneller geworden. Man braucht mehr Ausdauer und muss auch mit der körperlichen Härte zurecht kommen.
Jetzt steht hier das Wort Bundesliga schon öfter. Die Frage drängt sich auf. Wenn man es in die Jugend-Bundesliga geschafft hat. Wie sehr beschäftigt man sich mit Träumereien, es mal in die Bundesliga der Großen zu schaffen?
Seifert: Natürlich träumt man mal davon. Aber man muss Realist sein. Es ist schwer, den Sprung nach ganz oben zu schaffen. Dafür muss man sehr hart arbeiten.
Wohin willst du als Handballer?
Seifert. Natürlich möchte ich so hoch wie möglich spielen. Ich weiß aber auch, dass es bis dahin noch ein weiter weg ist.
Wo ist bei dir noch Potenzial nach oben?
Seifert: Das größte Potenzial sehe ich bei mir im Kraftbereich. Da man in der Bundesliga mit viel körperlicher Härte spielt und man da natürlich gegen halten will.
Was passt schon sehr gut?
Seifert: Ich würde sagen, ich habe ein hohes Spielverständnis und kann im Angriff meine Mitspieler gut einsetzen und bin dabei selbst torgefährlich. In der Abwehr hatte ich früher immer ziemlich Probleme, aber durch das gute Training konnte ich das schon gut ausgleichen. Es gibt aber immer etwas zu verbessern.
Wo geht das berufliche Leben sonst hin?
Seifert: Im Moment steht das Abitur an erster Stelle. Danach werden wir sehen.
Wo bist du besser. An der Schulbank oder auf dem Handballfeld?
Seifert: Schwer zu sagen. Ich versuche, mich bei beidem reinzuhängen.
Kommt es mal vor, dass man die Schule schleifen lässt, wenn ein großes Spiel ansteht oder man eine Phase hat, in der man mehr trainieren muss?
Seifert: Nein. Ich bin auch in der Schule sehr ehrgeizig und will das bestmögliche Leistungen abliefern, daher lasse ich es dort nicht schleifen.
Du gehst auf die Sportschule, bekommst da eine sehr gute Ausbildung am Ball. Allerdings ist der Sprung zum Profi hart. Wie wird man auf der Sportschule auf eine mögliche Karrieren in höheren Ligen vorbereitet?
Seifert: Ich habe das Glück, mit einem sehr guten Trainergespann zu arbeiten. Unsere Trainer Diane Brucke und Rene Althaus versuchen, uns alles nötige für das Leben und den Handball mit auf den Weg zu geben. Aber am Ende liegt es ja auch immer an einem selbst, was man daraus macht.
Ist das Training nach der Bundesliga-Quali intensiver?
Seifert: Auf jeden Fall! Man muss sich ja schließlich noch intensiver auf die Gegner vorbereiten.
»Ich habe dem MTV viel zu verdanken
Wie sehr vermisst du die Heimat?
Seifert: In einigen Momenten vermisst man die Heimat schon. Vor allem, wenn man länger nicht zuhause gewesen ist. Aber das ist zum Glück nicht so häufig der Fall, weil meine Eltern oft mit zum Spiel kommen.
Lass uns kurz über Wünsdorf reden. Wie verfolgst du die Dinge beim MTV noch?
Seifert: Wenn ich Zeit habe, versuche ich, so oft wie möglich in die Halle zu kommen. Mein Bruder spielt ja auch noch beim MTV, da schaue ich gern zu.
Du hast noch viele Freunde hier. Holen die sich manchmal Tipps von dir ab oder gucken sich was ab?
Seifert: Man unterhält sich mal über einige Dinge, aber Tipps abholen müssen sie sich nicht. Die Jungs werden beim MTV ja auch sehr gut ausgebildet. Das sieht man ja aktuell auch daran, wie viel junge Spieler sich bei den Männern etablieren.
Einige Jahre bist du schon weg aus Wünsdorf. Was hast du hier mitgenommen für deine weitere Karriere?
Seifert: Die Grundlagen habe ich hier von Maurice Laurisch, Ellen Wendland und Denny Philipp gelernt. Ihnen habe ich sehr viel zu verdanken.
Wie bewertest du die Jugendarbeit beim MTV?
Seifert: Sehr gut! In Cottbus gibt es ja auch einige, die vom MTV zum LHC gekommen sind. Diejenigen, die diesen Schritt eben nicht gegangen sind. spielen bei den Männern sehr gut mit und die Jüngeren bringen in ihren Altersklassen ihre Leistungen.
Kannst du dir vorstellen, nochmal zurückzukommen?
Seifert: Irgendwann werde ich bestimmt nochmal zurückkommen. Ob als Spieler oder als Trainer weiß ich jetzt noch nicht. Erstmal will ich gucken, wie weit ich es schaffen kann. Mit der A-Jugend-Bundesliga habe ich schonmal einen wichtigen Schritt getan. Dem MTV wünsche ich vom Herzen nur das Beste. Der Männermannschaft, dass sie oben mitspielen und vielleicht sogar den Aufstieg packen. Zuzutrauen ist es ihnen.
Die Wölfe werden die Karriere von Lukas weiterhin verfolgen und wünschen ihm für seinen weiteren Weg viel Erfolg