Starker Auftritt bleibt ohne Punktgewinn
Teuer verkauft beim Top-3-Team
Die Wünsdorfer Wölfe haben einen starken Auftritt beim Tabellendritten HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst hingelegt. Am Ende gab es zwar nach der 30:34-Niederlage keine Punkte für die Wölfe, aber mit einem couragierten Auftritt konnten die Wölfe trotzdem Selbstvertrauen sammeln. Mehr...
von Conrad Hipp
Der Sieg gegen den HC Spreewald verschaffte den Wölfe eine ordentliche Portion Rückenwind. Im 20:19-Krimi holte der MTV wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Nur eine Woche nach dem Sieg gegen den Tabellenvierten stand die Reise zum Tabellendritten HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst an. Mit 30,78 Toren im Schnitt stellt die HSG die stärkste Offensive der Liga. Mit 26 Gegentreffern pro Spiel kassierte Ahrensdorf allerdings gerade einmal 0,2 Treffer weniger als der MTV (Wünsdorf kassierte zwei Treffer mehr als die HSG).
Bei den Wölfen war Torwart Carlo Paeschke zurück auf der Bank und eine Option fürs Spiel. Vorwiegend sollten aber Alexander Volz und Nils Barsch die Dinge im MTV-Kasten regeln. Auf dem Feld fehlte Kreisläufer Erik Klaus. Für Flügelflitzer Max Hawaleschka kam das Spiel nach einer krankheitsbedingten Pause noch zu früh. Dazu fehlten weiterhin die Engel-Brüder Paul und Tim sowie Spielmacher Nils Seegebrecht.
Ins Spiel: Die ersten Sekunden beginnen nicht gut für die Wölfe. Ein Gegentor mit dem ersten Angriff, ein eigener Fehlwurf im ersten eigenen Vorstoß und nach nur 79 Sekunden die erste Zeitstrafe gegen Routinier Dirk Becker. Die ersten drei Aktionen im Spiel laufen allesamt gegen die Wölfe. Florian Bosdorf macht mit seinem zweiten Tor des Tages das 2:0, Sascha Klimczak legt das 3:0 nach. Es sind keine drei Minuten gespielt und für die Wölfe brennt noch gar kein Licht in der Ahrensdorfer Halle. Doch dann findet der MTV den Schalter und beerdigt die Hoffnungen der heimischen Fans auf einen klaren und deutlichen Heimsieg erst einmal. Ein 4:1-Lauf mit jeweils zwei Treffern von Lukas Seifert und Jakub Pawlicki und nach sieben Minuten steht es 4:4. Bitter: Beim schnellen Umaschaltspiel wird Pawlicki im Wurf klar gestoßen. Nach der frühen Zeitstrafe gegen den MTV bleibt die gegen die HSG allerdings aus. So kann Bosdorf im nächsten Angriff das 5:4 markieren anstatt eine gerechtfertigte Zeitstrafe abzusitzen. Wünsdorf schafft wieder den Ausgleich – diesmal durch Marius Luchmann.
Dann wieder Aufregung: Ahrensdorf lässt sich extrem viel Zeit, spielt sich rund 13 Meter vor dem Tor stolze 14 Pässe hin und her. Erst mit dem 15. Ball kommt etwas Druck Richtung Tor. Nach Pass Nummer 17 der Pfiff und der Gelbe Karton gegen Luchmann. Weiter geht die Passsatefette der HSG-Handballer. Erst nach dem 24. Pass stiefelt Matthias Paul viel zu einfach durch die Abwehr, macht 6:5. Allerdings hätten es die Hausherren hier wohl auch noch auf die 30 Pässe bringen können, denn ein passives Spiel drohte nicht.
Es läuft in der Anfangsphase nicht alles glücklich für die Wölfe, doch die Mannschaft arbeitet sich ins Spiel und ist präsent. Wieder das schöne Anspiel an den Kreis auf Luchmann. Der bekommt von Klimczak von hinten noch einen Schlag auf die Wurfschulter, drückt den Ball aber trotzdem über die Linie. Die HSG, die wenige Sekunden zuvor schon Seifert mit zwei Leuten zu Boden presste, hat in der Anfangsphase extremes Glück mit dem sehr lockeren Strafmaß, welches die beiden Schiedsrichter Jean-Paul Gemeinhardt und Alexander Knoche hier ansetzen. Die Wölfe aber ärgern sich über einige Entscheidungen, versuchen aber weiter fokussiert zu bleiben.
Nach 11 Minuten muss Volz das MTV-Tor verlassen. Bei einem Wurfversuch wird Robert Schütz von der Wünsdorfer Abwehr gehalten. Schütz kommt dennoch zum Wurf, der direkt auf die Sportbrille von Volz knallt. Keine böse Absicht, aber schmerzhaft für den Wölfe-Schlussmann. Nils Barsch kommt neu in Box. Die HSG kann sich nun wieder etwas absetzen. Ein Fehlpass der Wölfe. HSG-Keeper Mark Pastor schaltet schnell, schickt Matthias Paul auf die Reise, der setzt den Konter zum 9:6 ins Tor (12.). Pawlicki trifft zum 9:7, kriegt dabei einen Schlag in den Oberkörper. Ihm bleibt kurz die Luft, sodass er vom Feld muss. Indes ist Ahrensdorf schon wieder auf dem Weg. Nur neun Sekunden nach dem Pawlicki-Treffer ist Leon Krause da und trifft für die HSG. Während das Heimspiel der Wölfe gegen HC Spreewald nur wenig Tempo hatte, hat diese Partie hier richtig Dampf. Ein erneuter Abspielfehler der Wölfe, schnelles Umschaltspiel, wieder ist Matthias Paul entwischt und triff per Konter zum 11:7. MTV-Trainer Ferenc Remes zieht den Stöpsel und nimmt die Auszeit. Die Wölfe müssen jetzt aufpassen, dass die vielen kleinen technischen Fehler aus den vergangenen Minuten nicht zu einem deutlichen Rückstand werden.
Nach der Auszeit stellt Bosdorf auf 12:7. Fünf Tore Vorsprung für die Hausherren – es sieht nun wieder nach einer auf dem Zettel erwartbaren Partie aus. Doch nichts da. Die Wölfe beißen sich zurück. Pawlicki mit dem schönen Anspiel auf Luchmann, der trifft via Innenpfosten zum 12:10. Der Defensivspezialist, der sonst überwiegend in der Abwehr zum Einsatz kommt, nutzt seine Spielzeit in der Offensive und entpuppt sich als starker Ersatz für den ausgefallenen Klaus. Dann gibt's wieder Aufregung: Sascha Höfer trifft zum 13:11 – allerdings mit einem klaren Schrittfehler. Die Wölfe-Bank tobt, bekommt die letzte Ermahnung. Die Aufregung allerdings verständlich, denn der Schrittfehler war ziemlich deutlich. Allerdings pfeift das Gespann in den gesamten 60 Minuten nicht einen einzigen Schrittfehler ab – und das liegt nicht daran, dass es keine gab. Schade, weil die beiden Unparteiischen nach den Diskussionen um das angemessene Strafmaß in der Anfangsphase eine ausgeglichene Linie finden und das Spiel sonst sehr gut im Griff haben. Klein trifft, mit klarem Schrittfehler, zum 16:13 und es sieht nach einer Halbzeitführung für die HSG aus.
Doch dann die letzten dreieinhalb Minuten. Treffer Pawlicki, Abspielfehler HSG. Treffer Pawlicki, Parade Barsch. Stark: Pawlicki trifft in der ersten Hälfte sieben seiner neun Würfe. Eine überragende Quote aus dem Rückraum. Ausgleichstreffer von Seifert, die HSG versucht es 20 Sekunden vor Schluss. Den Klein-Wurf blockt Luchmann, den zweiten Versuch von Klimczak hat Barsch. Dann schnappt sich Becker flink den Ball, auf Vikhrov, der auf Seifert – Tor. Halbzeitsirene. Die Wölfe gehen nach einem 4:0-Lauf in dreieinhalb Minuten mit einer Pausenführung in die Kabine und setzen ein dickes Ausrufezeichen. Ein Spiel mit hohem Tempo, was die Wölfe gut mitgehen können. Beide Teams verteilen insgesamt 52 Wurfchancen gleich unter sich auf.
Halbzeitstand: HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst – Wünsdorfer Wölfe 16:17
Die zweite Hälfte beginnt mit einem Siebenmetertreffer von Pawlicki. Sein achter Treffer des Tages bedeutet die Führung von zwei Toren für den MTV. Auch das Tor zum 18:20 geht auf Pawlickis Konto. Er macht damit die zehn Tore voll – mit nur 12 Versuchen. 83,3 Prozent Trefferquote. Es ist weiterhin ein Spiel auf hohem Niveau und auf Augenhöhe. Jeder Fehler sollte gut überlegt sein, denn er könnte bitter bestraft werden. Matthias Paul trifft zum 17:18. Dann sind die Wölfe beim Anwurf zu schnell und im Moment der Ballabgabe schon wieder aus dem Mittelkreis raus. Und schon geht es wieder in die andere Richtung. Zwar kann Barsch parieren, doch den Abpraller trifft erneut Paul – 20:20 (35.).
Die Wölfe gönnen sich in der Folge ein paar Fehler – und wie schon im vorigen Spielverlauf wird dies bestraft. Drei Tore in Folge bedeuten die 24:22-Führung für die Gastgeber. Auszeit Wünsdorf (41.). Nach 42 Minuten gibt Paeschke sein Comeback im Wölfe-Tor nach seiner Handverletzung. Ein positiver Moment für die Wölfe, dass der Keeper wieder zurück ist.
Die Wölfe kassieren in Unterzahl das 27:23. Dann versucht sich Luchmann in der Offensive als Mischung aus Rechtsaußen und Rückraum. Er setzt sich stark durch, trifft dann vom rechten Flügel stehenswert zum 27:24. Dann gibt's die doppelte Unterzahl. Becker erwischt Höfer bei einer Abwehraktion im Gesicht, sieht dafür die Rote Karte. Keine Absicht von Becker, aber eine absolut vertretbare Entscheidung der Schiedsrichter.
Die HSG spielt nun das Spiel von vorne und verwaltet seriös die Führung. Die Wölfe holen nun den Keeper raus, weil sie sich in Unterzahl schwer tun, zur Wurfchancen zu kommen. Dann kommt der Ballverlust. Im Tor pariert Luca Schönfeld einen Ball von Egor Vikhrov, traut sich dann den langen Wurf und erzielt aus dem eigenen Kreis das Tor zum 30:25. Der Spielstand dreht sich jetzt komplett gegen die Wölfe. In der Offensive läuft in dieser Phase nicht mehr viel zusammen und die HSG nutzt das für sich, um sich das Polster anzufressen und zu verwalten.
Die Wölfe spielen zwar weiterhin mit, aber noch eine Aufholjagd lassen die Hausherren nicht zu. So nehmen die Ahrensdorfer am Ende das 34:30 und die zwei Punkte mit. Die Wölfe haben zwar nichts Zählbares in der Hand, haben sich aber bei einer Top-Mannschaft der Liga teuer verkauft und konnten auf dem guten Niveau mithalten. In der zweiten Hälfte gönnten sich die Wölfe schlichtweg ein paar technische Fehler zu viel und ließen in der Abwehr zu oft zweite Würfe zu. Allein der Blick auf die Wurfstatistik zeigt: Ahrensdorf hatte im zweiten Abschnitt 35 Torversuche, die Wölfe nur 24. Ein Spiel mit viel Tempo und viel Torraumszenen endet mit Punkten für den Favoriten. Die Wölfe treffen nun nach zwei Spielen gegen Top-Teams wieder auf einen direkten Konkurrenten. Am Samstag kommt Chemie Guben ins Wolfsrevier.
HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst – Wünsdorfer Wölfe 34:30 (16:17)
HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst: L. Schönfeld 1, Pastor – Mat. Paul 10 (0/1), Klimczak 5 (0/1), Bosdorf 5, Schütz 5, Klein 3, Höfer 3, Krause 2, N. Schönfeld, Lorenz, Schrank, Hoffmann
Wünsdorfer Wölfe: Volz, Barsch, Paeschke – Pawlicki 10 (3/5), Seifert 9, Luchmann 5, Vogel 2, Strube 2 (0/1), Halkow 1, Wendland 1, Vikhrov, D. Becker
Schiedsrichter: Jean-Paul Gemeinhardt / Alexander Knoche
Gelbe Karten: Klimczak, Krause – Luchmann
Zeitstrafen: 7:5 (2x Krause, Bosdorf, Schrank, Schütz, Klein, Höfer – 2x Luchmann, Seifert, Wendland, D. Becker)
Rote Karten: Dirk Becker (Wünsdorfer Wölfe (44. wegen groben Foulspiels)
Wurfquote: 34/61 (55,7%) – 30/50 (60)
Siebenmeter: 0/2 (0%) – 3/6 (50%)