Niederlage trotz guter Mannschaftsleistung
Wölfe können Favoriten lange ärgern
Die Wünsdorfer Wölfe haben ihr drittes Spiel in Serie verloren. Zwar zeigten sich die Wölfe gegen den 1. VfL Potsdam II formverbessert und besonders in der Abwehr wieder etwas stabiler. Der gut besetzten Potsdamer Mannschaften reichten am Ende aber 15 gute Minuten, um das Spiel mit 24:18 für sich zu entscheiden. Mehr...
von Conrad Hipp
Fotos: Julia Baumann
Nach den Niederlagen gegen Ahrensdorf/Schenkenhorst und Chemie Guben wollten die Wölfe etwas gutmachen. Jedem war bewusst, dass man nach den drei überzeugenden Siegen am Saisonbeginn nicht über die ganze Spielzeit nur Siege einfahren, sondern auch Niederlagen kassieren würde. Aber von der Art und Weise war das Team selbst wenig begeistert. 34 Gegentore kassierte man in beiden Spielen – obwohl man zuvor nicht einmal 20 Gegentore im Schnitt kassierte. Abwehrschwächen, die man sonst nicht kannte, stellten sich plötzlich ein. Eine ungewohnte Situation. Gegen den 1. VfL Potsdam II kam dann ein Team mit viel Qualität ins Wolfsrevier. Drei Spiele hatte Potsdam allesamt gewinnen können. MTV-Trainer Ferenc Remes sprach vom „heimlichen Tabellenführer“, da Potsdam das einzige Team ohne Punkteverlust war, nur halt weniger Spiele hatte. Einige angeschlagene Spieler kehrten in den Kader zurück. Dennoch konnte unter der Woche nicht komplett trainiert werden. Gegen Potsdam war der MTV der klare Außenseiter.
Das Spiel beginnt und wird sofort etwas für Taktik-Feinschmecker. Potsdams Torjäger Max Günther trifft zum 0:1, danach verlässt MTV-Keeper Fabian Kaleun sofort das Feld. Die Wölfe spielen von Beginn an mit einem siebten Feldspieler. Schon beim Auswärtsspiel in Guben griff Remes zu dieser Lösung, allerdings erst in der Schlussphase. Gegen Potsdam kommt diese Maßnahme von Beginn an. „Wir wollten damit die Angriffswucht der Potsdamer stoppen“, so Remes. Das geht beim ersten Versuch in die Hose. Ballverlust MTV, Günther holt von hinten aus und trifft das leere Tor – 0:2 (2.). Das Risiko, nach Ballverlusten leichte Gegentore durch Würfe aufs leere Tore zu kassieren, gehen die Wölfe ein, mit Erfolg! Der Treffer zum 0:2 bleibt das einzige Langstrecken-Gegentor, was sich der MTV an diesem Tag fängt. Potsdam gönnt sich zwar in den folgenden Minuten noch vier weitere Versuche, aus der eigenen Hälfte aufs verlassene Wölfe-Tor zu werfen, doch scheitert daran. Nach nur einem Treffer aus fünf Versuchen stellen die Gäste die Torversuche aus der Ferne ein, kriegen aber auch keine zwingenden Versuche mehr.
Im Potsdamer Angriff läuft zunächst das meiste über Günther und Jacob Morawe. Sie sind die Schnittstellen und gleichzeitig die großen Probleme der Wölfe. Trotz einer aktiven Abwehr, die ordentlich zupackt und besser drauf ist als in den Spielen zuvor, gelingt es den beiden immer wieder durchzustoßen. Den Rest der Potsdamer hat der MTV aber gut im Griff. Als ein passives Spiel angezeigt wird, muss Potsdam werfen. Der Ball bleibt im krachenden Block von Lukas Seifert hängen, am Kreis bekommt Potsdam die zweite Wurfchance – und Kaleun im Wölfe-Tor die Fußspitze dran.
So entwickelt sich ein enges und knappes Spiel mit langen Spielzügen und im Vergleich zu den Torspektakeln zuvor eine Partie mit geringem Spielstand. Die Wölfe lassen Potsdam nicht davonziehen. Durch den Platz und die zusätzliche Anspielstation erweist sich der siebte Feldspieler in der offensive immer wieder als fruchtbare Idee. Gegen die kompakte und körperliche Deckung des VfL haben die Wölfe mit dieser Maßnahme eine gute Lösung gefunden. Als Jakub Pawlicki nach fast 20 Minuten zum 7:7 trifft, ist die Partie immer noch völlig offen. In den Gesichtern der VfL-Handballer ist zu sehen, dass sie sich diese Reise einfacher vorgestellt hatten. Bis zur Pause kann Potsdam noch auf 9:11 stellen. Die gute Wölfe-Abwehr konnte den Gegner dabei aber schon zu zehn Fehlwürfen bringen. Mit einer Wurfquote von 60 Prozent waren die Wölfe sogar treffsicherer als die Gäste (52,3%).
Halbzeitstand: Wünsdorfer Wölfe – 1. VfL Potsdam II 9:11
In der zweiten Hälfte konnten die Wölfe das Spiel nach dem Motto angehen: Na dann schauen wir mal, was hier so geht! Geärgert hatte man die Potsdamer in den ersten 30 Minuten bereits. Und die Wölfe hatten den Favoriten noch nicht genug gestänkert. Das erste Tor nach Wiederanpfiff markiert der zuletzt stark aufspielende Julien Halkow. Nach einer Siebenmeterparade von Carlo Paeschke trifft Halkow sogar zum 11:11. Nach 34 Minuten ist der MTV gleichauf mit dem Favoriten.
Und die Wölfe holen weiter aus. Nur eine Minute nach dem Ausgleich bringt Seifert das Rudel aus dem Rückraum mit 12:11 in Führung. In fünf Minuten nach Wiederanpfiff gelingt mit einem 3:0 die Drehung des Spiels. Die Wölfe wittern nun richtig Beute und Potsdam tauscht den Torhüter aus. Für Julian von Hoff kommt Marcel Fischer ins Gehäuse. Beim Stand von 12:12 kassiert Potsdams Stefan Weihrauch seine dritte Zeitstrafe, muss damit das Spiel verlassen. Als er noch kurz zur Ersatzbank geht, gibt's den Anschnauzer vom Trainergespann oben drauf. „Das ist Mist, das sind drei unnötige Zeitstrafen“, muss er sich anhören. Und Wünsdorf? Die treffen durch Pawlicki zum 13:12 und 14:12 und liegen nach 39 Minuten plötzlich sogar mit zwei Treffern vorn. Günther scheitert mit einem Siebenmeter an Kaleun. Insgesamt konnten die beiden MTV-Keeper in diesem Spiel gleich drei Siebenmeter halten.
Es ist jetzt ein Spiel, was in beiden Richtungen kippen kann. Auf beiden Seiten gibt's nun Fehlpässe und Fehlwürfe. Macht jetzt ein Team die Fehler, die zur Entscheidung führen? Durch die Zeitstrafe von Tim Wendland spielen die Wölfe erstmals tatsächlich in Unterzahl. Es ist die erste Zeitstrafe für die Gastgeber, die zuvor in der Offensive dauerhaft Überzahl genossen. Doch die Favoriten aus Potsdam schaffen es jetzt, die eigene Arbeit noch etwas zu intensivieren. Nach 45 Minuten gleich Günther das Spiel wieder aus (14:14), erzielt kurz darauf auch die Führung (14:15/47.).
Potsdam hat jetzt das Spiel wieder auf seiner Seite. Remes: „Der große Trumpf für Potsdam war, dass sie in der Schlussphase noch einmal deutlich zulegen konnten.“ Und das wird zu viel für den MTV. Bei den Gästen machten sich der Torwart-Wechsel deutlich bemerkbar. Fischer hält im VfL-Kasten einige MTV-Würfe, im Angriff packt Potsdam nochmal ein paar Prozente drauf. Zwar kann sich der MTV weiter wehren und durch Pawlicki in der 52. Minute noch das 16:18 erzielten und Wünsdorf in Schlagdistanz halten. Aber Potsdams Qualität ist nun zu hoch. Am Ende reichen den Potsdamern 15 starke Schlussminuten, um die Punkte einzutüten. Remes war trotzdem nicht unzufrieden: „Wir wollten das Spiel so lange wie möglich eng halten. Das hat bis zur Schlussphase gut geklappt. Insofern war ich damit echt zufrieden. Zum Ende hin wurden wir müde und Potsdam konnte zulegen.“
Mit 18:24 verlieren die Wölfe einen starken Auftritt. Zwar gibt es keine Punkte für die Niederlage, aber dennoch gibt es aus dem Spiel viel Positives zu ziehen. Jetzt ist für die Wölfe eine Spielpause angesetzt. Erst am 5. November geht es mit dem Auswärtsspiel beim HC Bad Liebenwerda weiter.
Wünsdorfer Wölfe – 1. VfL Potsdam II 18:24 (9:11)
Wünsdorfer Wölfe: Kaleun, Paeschke – Pawlicki 7 (2/3), Halkow 5, Seifert 4, N. Seegebrecht 1, Strube 1, Gröpler, Vikhrov, Klaus, Hawaleschka, P. Engel, Wendland, D. Becker
1. VfL Potsdam II: Von Hoff, Fischer – J. Morawe 9 (2/3), Günther 7 (0/1), Hübler 2, Knetsch 2 (2/2), Wiedau 1, F. Morawe 1, Böhm 1, Weihrauch 1, Weichelt, Schulz, Feick (0/1)
Schiedsrichter: Benjamin Sabrautzki/Stephan Wiechert
Gelbe Karten: Klaus, D. Becker, Remes – Wiedau
Zeitstrafen: 3:5 (Klaus, Hawaleschka, Wendland – 3x Weihrauch, 2x Wiedau)
Rote Karten: Stefan Weihrauch (Potsdam/37. wegen dritter Zeitstrafe)
Blaue Karten: –
Wurfquote: 18/37 (48,6%) – 28/43 (65,1%)
Siebenmeter: 2/3 (66,7%) – 4/7 (57,1%)