Wölfe-Spielmacher Nils Seegebrecht
„Einen Aufstieg kann man nicht planen“
Die Comeback-Saison bei den Wünsdorfer Wölfen verlief für Nils Seegebrecht (21) mehr als holprig. Durch eine Viruserkrankung stieg der Kapitän erst im Februar in die Saison ein, musste nach einer langen Leidenszeit viel Trainingsrückstand aufholen und konnte so kaum richtig Fahrt aufnehmen. Zur neuen Saison will er wieder angreifen und erholt sich dafür in der Sommerpause vom Handball. Am Wünsdorfer See genießt er die Sonne, angelt und gibt sich etwas Abstand. Conrad Hipp traf ihn am Wasser und sprach mit ihm über dicke Fische, Sex vor dem Spiel und seine Rolle als Kapitän.
CH: Nils, 35 Grad, strahlend blauer Himmel und die Füße im See. Klingt nach einer entspannten Sommerpause…
NS: Ich verbringe im Sommer viel Zeit am See. Angeln, baden und einfach die Sonne genießen neben dem normalen Alltag mit der Arbeit.
CH: Und der Handball verstaubt zuhause in der Ecke?
NS: Ich war vor zwei Wochen erst zum Turnier in Ruhland. Seitdem bin ich angeln (lacht). Ich gönne meinem Körper aktuell etwas Ruhe. Man muss sich auch etwas Abstand gönnen.
CH: Wieso findest du beim Angeln deine Ruhe?
NS: Ich war als Kind schon immer mit meinem Onkel angeln und habe dann irgendwann mit Karpfen angeln angefangen. Es ist einfach entspannend, am See zu sitzen, mit Freunden ein Bier zu trinken und die Natur zu genießen.
CH: Aber du nimmst keine Fische nach Hause…
NS: Nein. Ich angle eben auf Karpfen. Es ist eben einfach ein Reiz, einen großen, schweren Fisch zu fangen. Je größer, desto besser. Dann wird er gewogen, ein Foto gemacht und dann freut man sich, dass man den Fisch wieder frei lassen kann.
CH: Was ist vor dem Spiel entspannter? Sex oder Angeln?
NS: 24 Stunden vor dem Spiel gibt’s zumindest keinen Sex mehr.
CH: Wieso?
NS: Das ist bei mir eben so. Aberglaube…
CH: Du wirkst gerade sehr entspannt. Wann denkst du wieder an Handball?
NS: Ich denke immer an Handball. Aber zurzeit ist ja nichts los. Und zum Laufen ist es zu warm.
CH: Gehst du sonst laufen?
NS: Nein, aber Fahrrad fahren. Ich kann derzeit wegen meiner Achillessehne nicht laufen. Da habe ich zurzeit eine Reizung und brauche da eben einfach ein paar Wochen Ruhe. Deswegen trainiere ich derzeit nur auf dem Fahrrad.
CH: Am kommenden Wochenende hat der neue Coach Matthias Wehlmann die Mannschaft zum Grillen eingeladen. Was erwartest du von dem Abend?
NS: Ich freue mich einfach, wieder bei der Mannschaft zu sein. Ich lass mich überraschen. Er wird schon etwas geplant haben.
CH: Was hältst du Matthias als neuen Coach?
NS: Ich freue mich darüber, dass er da ist. Ich glaube, er ist ein vernünftiger Trainer, der dem Verein gut tun wird. Den Rest werden wir noch herausfinden.
CH: Was weißt du über ihn?
NS: Das er ein erfolgreicher Spieler war und er jetzt als Trainer in Wünsdorf angreifen will.
CH: Was erwartest du von ihm?
NS: Ich erwarte, dass er die Mannschaft und auch mich selbst weiterbringt.
CH: Was erwartest du von dir selbst?
NS: In erster Linie möchte ich gesund bleiben und die Vorbereitung durchmachen. Die letzte Saison fand ja für mich leider kaum statt. Und dann werden wir sehen was passiert.
CH: Du wurdest zum Kapitän ernannt, der aber leider kaum auf dem Feld stand. Bleibst du in der neuen Saison Captain?
NS: Kann ich dir nicht beantworten. Ich würde es wieder machen, aber das haben die Mannschaft und der Trainer zu entscheiden. Ich werd mich nicht hinstellen und sagen ‚Schnauze ich bin Kapitän‘ und dann bin ich das. Wenn ich es nicht bin, ist es auch ok.
CH: Das Wort Aufstieg… Nimmt man das in den Mund?
NS: Hast du ja gerade… Wir wollen oben mitspielen und werden sehen, was dabei rauskommt. Sowas kann man sich ja vornehmen wie man will. Das hängt von so vielen Faktoren ab. Die Saison ist sehr lang. Da warten viele Aufgaben auf die Mannschaft, die man lösen muss. Und wenn man am Ende zweiter ist und man hat aber für die gegebene Situation alles getan, ist auch Platz zwei ok. Wir müssen aufsteigen – nein, müssen wir nicht. Sowas kann man nicht planen.
„Das Miteinander muss besser werden“
CH: Mit was für einem Fazit bist du in die Sommerpause gegangen?
NS: Für mich ging ja die Saison erst sehr spät los und deswegen war sie auch schnell wieder vorbei. Die Mannschaft hat aus der Gesamtsituation das Beste gemacht. Wir haben uns als Truppe gut verkauft und können mit Platz 3 zufrieden.
CH: Wie war das für dich. Du hast viel von außerhalb gesehen. Wie fandest du die Entwicklung?
NS: Ich hab auf jeden Fall zu viel zugesehen. Die jungen Spieler haben sich aber sehr gut entwickelt. Mit den wenigen routinierten Kräften hat die Truppe das super gemacht und die Jugend ist reingewachsen
CH: Was muss zur neuen Saison besser werden?
NS: Das Miteinander muss noch besser funktionieren. Und das Zusammenspiel muss besser werden.
CH: Brauchen wir neue Spieler?
NS: Es wäre nicht schlecht, wenn noch ein bis zwei erfahrene Spieler da wären. Aber wir haben eine gute Jugend, die sich sehr gut eingefunden hat im Männerbereich und mit denen es schon sehr gut funktioniert.
CH: Du bist in der neuen Saison nicht nur Spieler, sondern auch A-Jugend-Trainer…
NS: Ja. Denny hat mich gefragt, ob ich das machen möchte. Ich habe vergangene Saison schon etwas als Betreuer mitgewirkt. In dieser Saison werde ich eben Haupttrainer.
CH: Warum?
NS: Weil es Spaß macht mit den Jungs. Das ist ne super Truppe. Es wird aber eine Herausforderung. Bei den Männern spielt man mit einigen zusammen und bei der A ist man dann der Trainer. Das kann schwer werden, aber das kriegen wir schon hin.
CH: Du übernimmst Dennys langjähriges Werk. Die Jungs haben einen starken Bezug zu ihm. Wie schwer wird es für dich, jetzt diese Aufgabe zu übernehmen?
NS: Seh ich überhaupt nicht als Problem. Die Jungs kennen mich, ich kenne sie. Ich sehe das eher locker. Und die Jungs wollen ja auch mal einen anderen Trainer als Denny.