Saisonspiele 2023/24

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Zu wenig Druck gegen Werder

Wölfe vergeigen Rückrunden-Auftakt
mtv werder abwehr

Nach dem erfolgreichen Pokal-Wochenende kehrte zum Rückrundenauftakt der Brandenburgliga Ernüchterung bei den Wölfen ein. In einem schwachen Auftritt in der Wünsdorfer Paul-Schumann-Halle verlieren die Wünsdorfer Handballer mit 25:30 gegen Grün-Weiß Werder II, dass jetzt in der Tabelle auf einen Zähler an den MTV herangerückt ist. Mehr...

von Conrad Hipp

Mit Rückenwind kamen die Wölfe aus dem Pokal-Wochenende in Dahme. Der Einzug ins Achtelfinale gelang den Wölfen. Spielerisch hatte der MTV das Turnier gegen den Landesligisten aus Dahme und den Verbandsligisten aus Babelsberg dominiert. Gut wieder im Rhythmus angekommen sollten nun auch die ersten Punkte im Jahr 2023 eingefahren werden. Gegen Grün-Weiß Werder II hatte der MTV zum Saisonauftakt ein tolles Comeback in der Brandenburgliga gefeiert. Im Duell der Aufsteiger holten die Wölfe einen ungefährdeten 30:19-Erfolg. Damals zeigte Werder, dass sie noch nicht in der neuen Liga angekommen waren. Allerdings kamen sie das im Laufe der Saison. Im Oktober gab es zwei Siege in Folge. Kurz vor dem Jahreswechsel hätten sogar drei hinzukommen können. Gegen Bad Freienwalde und den 1. VfL Potsdam II hatte Werder jeweils nur mit einem Treffer verloren, gegen Cottbus dann mit 34:26 gewonnen. Werder war also alles andere als ein leichter Gegner und dabei, aus dem Tabellenkeller rauszuklettern.

Mit Spielbeginn stellt Werder die Abwehr direkt offensiv auf. Im Hinspiel gelangen den Wölfen in nur elf Minuten zehn Tore – und zwar zehn Mal über den gleichen Spielzug. Das wollte Werder diesmal von Beginn an unterbinden, platzierte die Deckungsreihe neun Meter vor dem eigenen Tor und rückte zusätzlich mit einem Mittelmann raus, um die Passwege zuzustellen. Trotzdem ist nach 27 Sekunden Jakub Pawlicki das erste Mal schneller als die Abwehr, trifft zum 1:0. Werder braucht etwas, um sich offensiv zu finden. Der erste Angriff wird lang ausgespielt und dann von Carlo Paeschke im Tor entschärft. Auch bei den Wölfen ist dann der Arm oben, Pawlicki gelingt trotzdem das 2:0. Die Gäste suchen weiterhin ruhig ihr Zusammenspiel in der Offensive. Werders zweiter Angriff braucht 50 Sekunden bis zum Torabschluss. Stolze 24 Pässe werden gespielt bis Lukas Teller zum 2:1 trifft. Und dann packt die Abwehr zu.

zurawski 2016Werder ist flink auf den Beinen, Wünsdorf rennt sich immer wieder fest. Nach zwei Fehlwürfen das schnelle Umschaltspiel. Den Konter schließt Eric Päch ab zum 2:2. Wünsdorf muss viel Aufwand betreiben, um an der Abwehr vorbei zu kommen. Über einen schönen Spielzug zieht der MTV Werder auf die linke Angriffsseite rüber. Dann zieht Paul Gröpler nach rechts, legt schön in die Mitte ab auf Erik Klaus – 4:3 (8.). Es ist ein intensiver Start auf Augenhöhe. Jetzt schwindet aber Wünsdorfs Kreativität gegen die Werder-Abwehr. Die Wölfe spielen sich den Ball weit vor dem Tor hin und her, wenn Druck aufs Tor kommt rennen sie sich schnell fest. So landen Passversuche oft in den Händen des Gegners. Nach dem Anwurf spielen die Wölfe sieben Pässe etwa 13 Meter vor dem Tor. Pass acht landet beim Gegner, wieder wird schnell umgeschaltett und plötzlich steht es 4:8. Drei der letzten vier Tore gelangen Werder in diesem Moment über Konter. 

Jetzt rennen die Wölfe hinterher – im wahrsten Sinne. Mit der Deckung von Werder kommt der MTV überhaupt nicht klar. Auch wenn die Trefferquote in der ersten Hälfte zwar gut ist, es gibt schlichtweg zu wenig Torabschlüsse. Im Gegenzug verwertet Werder entweder Konter oder nimmt für Spielzüge viel Zeit von der Uhr und wartet geduldig ab, bis in irgendeinem Teil der Wünsdorfer Defensive die Abwehr nicht konsequent zu Ende gespielt wird. Dann kommt auch noch Pech dazu: Einen Stemmwurf von Christopher Knecht hält Paeschke. Der Ball prallt in die Mitte. Als Paeschke diesem hinterhergeht, tippt Tim Hagenau die Kugel nur noch über den heranstürmenden Keeper ins Tor – 8:11 (21.). Im nächsten Werder-Angriff rennt Wünsdorfs Julien Halkow clever in den Passweg, kann so Tim Hagenau den Ball aus der Hand spitzeln. Paeschke kriegt die Fingerspitzen noch dran, bevor der Ball über die Grundlinie geht – Freiwurf. Die Schiedsrichter Matthias Neumann und Tom Neumann interpretierten Halkows Berührung als Rückpass. Gegen die Wölfe ein unglücklicher Pfiff des souverän agierenden Schiedsrichtergespanns. 

Wölfe-Trainer Ferenc Remes holt nun eine taktische Maßnahme heraus, die der MTV in dieser Saison schon häufiger gespielt hat. Torhüter raus, dafür in der Offensive ein zusätzlicher Feldspieler. Mit dieser Spielvariante konnte der MTV beim Heimspiel gegen den 1. VfL Potsdam II viel Druck auf die Abwehr aufbauen und den Favoriten damals lange Zeit ärgern. Bei den vielen Abspielfehlern gegen Werder schwebt dieses Mal aber eine ordentliche Portion Risiko mit. Über einen zweiten Kreisläufer sollte mehr Freiheit im Rückraum entstehen. Der erste Versuch scheitert. Werder-Keeper Alexander Bast schaltet schnell, will eigentlich einen langen Pass auf Knecht spielen. Der sieht aber, dass der Ball auch so ins Tor rollt und gönnt seinem Keeper so sein erstes Saisontor. Nächster Angriff, Fehlpass Wünsdorf. Tom Engelmann schließt noch aus der eigenen Hälfte ab – 8:14 (24.). Die Wölfe gehen Risiko und werden dafür bitter bestraft.

Kurz vor der Pause wird es dann nochmal kurios an der Siebenmeterlinie. Werder-Keeper Marcel Klemt wird eingewechselt, kommt mit einem Zettel auf MTV-Schütze Pawlicki zu, sagt ihm ein paar Worte. Pawlicki zeigt sich unbeeindruckt, trifft zum 10:15 (26.).

Dann ist Pause. Mit sieben Toren Rückstand schickt Werder die Wölfe in die Kabine. Wünsdorf kriegt für die zweite Halbzeit ein dickes Brett vor die Nase gesetzt. Mit 57,8 Prozent Trefferquote haben die Wölfe zwar eigentlich eine gute Trefferquote. Allerdings ließ man auch beim Gegner eine stolze Quote von 81,8 Prozent zu. Nur vier Werder-Würfe gingen nicht ins Tor.

Halbzeitstand: Wünsdorfer Wölfe – Grün-Weiß Werder II 11:18

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Noch nie in dieser Saison lagen die Wölfe zur Pause so weit hinten. Fünf Tore Halbzeitrückstand in Guben und Lübbenau waren bisher das höchste der Gefühle. Beide Partien wurden am Ende mit sieben Toren verloren. Gegen Werder startet die zweite Hälfte mit einem Siebenmeter für die Grün-Weiß. Teller stellt auf 11:19. Ist das Spiel schon durch?

Die Wölfe greifen wieder zur Risiko-Variante. In der Offensive wird der Keeper durch einen zusätzlichen Feldspieler ersetzt, um mehr Druck aufs Tor zu bringen. Die Wölfe erarbeiten sich den Siebenmeter, Pawlicki trifft zum 12:19. Kurz darauf spielen die Wölfe in Überzahl, weil Päch nach einem Abwehrversuch an Pawlicki für zwei Minuten runter muss. Erst nutzt Pawlicki den gewonnenen Platz, später bedient Egor Vikhrov seinen Nebenmann Klaus am Kreis. Der netzt völlig frei ein – 14:19. Werder ist wieder komplett, Wünsdorf im Angriff trotzdem einer mehr. Vikhrov trifft zum 15:19 – Wünsdorf hat offensiv plötzlich Zugriff zum Spiel und findet die Lücken in der weiterhin offensiven Deckung der Gäste. Was in Hälfte eins überhaupt nicht gelang, klappt jetzt plötzlich. Die Lücken, die auch in der ersten Hälfte schon da waren, werden gefunden und genutzt. Werder führt den Anwurf ganz schnell aus, auf der rechten Seite rennt Leander Herault direkt durch, schließt völlig frei ab, doch Paeschke schlägt mit dem linken Arm die Tür in die kurze Ecke zu. Das Momentum gehört jetzt plötzlich komplett den Wölfen. 

Wieder Vikhrov, ein tolles Eins gegen Eins und der Tunnel gegen den Keeper – 16:19! Dazu gibt es die Zeitstrafe gegen Leander Herault. Und es sind gerade einmal sechs Minuten gespielt. Auszeit Werder. Die ersten sechs Minuten fliegen den Gästen nur so um die Ohren. Die Notbremse Grüne Karte die logische Konsequenz. Plötzlich spielen die Wölfe schnell und mit einer Leichtigkeit, die in den ersten 30 Minuten völlig vermisst wurde.  

Nach der Auszeit hat Werder sich wieder etwas besser im Griff, aber die Wölfe beißen sich weiter heran. Hawaleschka und Pawlicki treffen zum 17:20 und 18:20 – noch 22 Minuten auf der Uhr für die Wölfe. Die Taktik mit dem zusätzlichen Feldspieler geht in dieser Phase deutlich besser auf als in Hälfte eins, weil die Wölfe auch bei den Pässen konsequenter sind und Werder etwas weiter Richtung Sechsmeterraum drücken. Trotzdem geht das nicht immer gut. Pawlicki platziert einen Wurf zu zentral, Bast pariert ihn und schickt den Ball auf die lange Reise Richtung Wölfe-Tor – der zweite Treffer des Keepers an diesem Tag. Die Wölfe versuchen es wieder. Fehlpass Hawaleschka direkt in die Finger von Päch, der spielt quer auf Engelmann, der mit dem Ball noch drei Schritte dribbelt, im Mittelkreis abhebt und den Ball ruhig ins leere Tor löffelt. Sobald Werder konsequent die 5:1-Deckung spielt und mit dem Mittelmann weit rausrückt, kriegen die Wölfe Probleme, Druck aufs Tor zu bekommen. Die längeren Passwege werden immer wieder zur Fehlerquelle. Auszeit Wünsdorf – 18:23 nach 41 Minuten.

Die Wölfe probieren es weiter, lassen nun aber den Torhüter wieder in seinem Gehäuse. Zwar zündet Werder offensiv weiterhin kein Feuerwerk an und leistet sich auch einige Abspielfehler, aber solange sich die Wünsdorfer immer wieder in der Abwehr festrennen und die Lücken nicht finden, läuft die Uhr für die Blütenstädter. Beim MTV findet man diese Mittel an diesem Tag nicht. Die Mannschaft lässt sich weiter vor das Tor drücken und kriegt zehn Meter vor dem Kasten eben nicht die guten Wurfchancen erarbeitet, damit das Spiel nochmal eng werden kann. Beachtlich: Als Lucas Vogel in der 48. Minute von Linksaußen abhebt und Bast den Wurf entschärfen kann, ist es erst der zweite Fehlwurf in der zweiten Hälfte. Sieben Treffer bei neun Versuchen – eine ordentliche Quote. Aber die Anzahl der Würfe ist eben zu wenig. Dazu kommt, dass Werder auch in der zweiten Hälfte mit einer Trefferquote von 66,6 Prozent sicher dabei ist. Wünsdorf kann mit 70 Prozent zwar besser sein, aber es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. 

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Am Ende verliert der MTV mit 25:30 gegen Grün-Weiß Werder II, die kurz darauf geschlossen an der eigenen Bank stehen, gegen die Wand hauen und ihren Sieg besingen. Die Blütenstädter waren an dem Tag keineswegs unschlagbar, aber die Grün-Weißen waren deutlich cleverer und spielten ihr Spiel. Die Wölfe schafften es in den 60 Minuten nur zu Beginn der zweiten Hälfte, dem Gegner ihr Spiel aufzudrücken und die Partie anzunehmen. So bleiben die Wölfe auf Platz 8 der Brandenburgliga. Werder bleibt auf Platz zehn, hat aber nur noch einen Zähler Vorsprung vor dem MTV. Auf den Tabellenkeller mit der TSG Lübbenau (vier Punkte) und dem LHC Cottbus II (einen Punkt) haben die Wölfe noch vier bzw. sieben Zähler Vorsprung. Schon am Freitag geht's für den MTV weiter. Um 19 Uhr spielen die Wölfe in Cottbus vor. Mit einem Sieg könnte man auf zehn Punkte springen und hätte damit neun Zähler Vorsprung vor dem LHC. Bei einer Niederlage würden die Wölfe den LHC wieder mit in den Kampf um den Klassenerhalt ziehen. Dann wäre der Vorsprung bei nur noch fünf Zählern.

Wünsdorfer Wölfe – Grün-Weiß Werder II 25:30 (11:18)

Wünsdorfer Wölfe: Paeschke – Pawlicki 13 (5/5), Hawaleschka 4, Vikhrov 3, Klaus 2, Strube 2, Halkow, Gröpler, Schulz, T. Engel, P. Engel, Wendland, D. Becker, Vogel
Grün-Weiß Werder II: Klemt, Bast 2 – T. Hagenau 7, Knecht 6, Teller 6 (3/4), Päch 6, 
Schiedsrichter: Matthias Neumann | Tom Neumann

Gelbe Karten: Gröpler, Klaus, Pawlicki – Engelmann, Wascher
Zeitstrafen: 3:5 (2x T. Engel, Halkow – Herault, Wascher, Engelmann, Päch)
Rote Karten: –

Wurfquote: 25/39 (64,1%) – 30/40 (75%)
Siebenmeter: 5/5 (100%) – 3/4 (75%)

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