Saisonspiele 2023/24

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Heimniederlage trotz starken Auftritts

Wölfe kitzeln lange die Favoriten-Nase
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Die Wünsdorfer Wölfe haben ihr Heimspiel gegen den Oranienburger HC II mit 25:30 verloren. Damit gelingt dem MTV zwar auch im siebten Spiel in Folge kein Sieg, das Team bringt aber gegen den ungeschlagenen Favoriten eine sehr starke Leistung auf die Platte und verlangt dem Gegner so ein Spiel ab, das dieser sich deutlich leichter vorstellte. Mehr...

 von Conrad Hipp

Beim Auswärtsspiel gegen die TSG Lübbenau wollten sich die Wölfe vor zwei Wochen das ersehnte Erfolgserlebnis holen. Nach den drei Siegen zum Start gab es fünf Spiele in Folge keinen Sieg. Doch der Ausflug in den Spreewald ging in die Hose. In einer von beiden Seiten schwachen Partie gingen die Wölfe ohne Punkte nach Hause, Spiel Nummer sechs ohne Sieg. Zwei Wochen Zeit hatte das Team, um die Köpfe wieder zu erheben und sich neuen Hunger anzutrainieren.

Allerdings war die nächste Beute ziemlich fett und schwer zu kriegen. Mit dem Oranienburger HC II kam eins von zwei ungeschlagenen Teams aus der Brandenburgliga ins Wolfsrevier. Erst zwei Unentschieden hatte der OHC kassiert, dazu sieben Siege, lag damit punktgleich mit dem Tabellenführer 1. VfL Potsdam II an der Spitze der Tabelle. Da das Potsdam-Spiel in Guben ausfiel, könnte der OHC zumindest vorübergehend auf Platz 1 springen. Die Wölfe konnten aber Mut schöpfen aus dem Spiel gegen Potsdam II vor einigen Wochen, in dem das Rudel den Favoriten lange ärgern konnte.

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Mit dieser Prämisse gehen die Wölfe auch dieses Spiel an. Von Beginn an sind beide Teams wach. Oranienburg versucht die Wölfe mit einer sehr offensiven Deckung gar nicht erst in gute Wurfpositionen kommen zu lassen. Der MTV ist in der Defensive aber ebenfalls flink auf den Füßen und lässt den Gästen somit kaum Platz für gute Würfe. Nach 100 Sekunden haben Lukas Seifert und Duy Binh Nguyen auf 1:1 gestellt. In der Offensive haben beide Teams mit den gut aufgestellten Abwehrreihen zu kämpfen. Viele Passwege verlaufen gut 12 Meter vor dem Tor von links nach rechts und zurück. Allerdings nimmt man sich auf beiden Seiten die Zeit, um geduldig doch irgendwo eine Lücke zu finden. Die Wölfe suchen immer wieder die Wege über Spielmacher Egor Vikhrov, der die Partie von Beginn an souverän steuert und den verletzten Nils Seegebrecht mit einer starken Leistung ersetzt. Drei Minuten dauert es, bis das nächste Tor fällt, Anton Wagner-Douglas trifft für den OHC zum 1:2 (5.).

In der Wertung der Torhüterparaden geht der Stand indes deutlich schneller nach oben. Hinter den gut postierten Abwehrreihen stehen nämlich mit Alexander Volz im Wölfe-Kasten und Lukas Rose im OHC-Tor zwei Schlussmänner, die so wach sind wie ihre Vorderleute und mit starken Paraden glänzen. Beim Stand von 1:2 steht es bei den Paraden ausgeglichen 3:3. 

Der OHC hadert mit sich, wartet auf den Moment, sich einen entspannten Vorabend machen zu können. Und plötzlich führen die Wölfe. Erik Klaus macht das 4:3 (10.), kurz darauf bringt Seifert den MTV mit einem Doppelpack sogar mit zwei Toren in Führung (7:5/13.). Torhüter Volz hat da schon fünf Paraden auf dem Konto, aus dem Feld also eine Quote von stolzen 50 Prozent. Logisch, dass dem OHC dieser Spielverlauf gar nicht passt. Und so suchen die Gäste ihre Gründe woanders. Flügelspieler Michael Schulz fädelt auf Rechtsaußen in den bereits stehenden Lucas Vogel ein, lässt sich fallen und bekommt folgerichtig keinen Siebenmeter. Das bringt die OHC-Bank auf die Palme. Trainer Mike Schröder lässt gegenüber dem Schiedsrichter lautstark verkünden: „Wir sollten unsere Spieler schützen, das machst du nicht.“ Rumms! Ein heftiger Vorwurf, den sich Schiedsrichter Patrick Karg erst einmal anhört. Beim OHC besteht Redebedarf, die Wölfe bleiben fokussiert und rotieren fleißig. Schon nach 19 Minuten hat Trainer Ferenc Remes alle Spieler einmal gebracht – und es funktioniert.

Dann wird es kurios: Als die Wölfe mit einem zusätzlichen Feldspieler spielen, verlieren sie den Ball. Ein langer Wurf aufs MTV-Tor. Der Ball rollt langsam in den Kreis, als alle ihm gespannt hinterhersehen. Die Kugel tröpfelt gegen den Pfosten und rollt langsam zurück, bleibt dann im Kreis liegen. Mitten im Spiel steht die Partie für einen Moment still, schließlich braucht es erst einen Torhüter, der den Ball wieder ins Spiel bringt. 

Aus dem 7:11-Rückstand machen Flügelspieler Andy Strube und Kreisläufer Klaus noch ein 9:11. Pause. Doch nicht alle wollen in die Kabine. OHC-Coach Schröder hat immer noch Redebedarf bei den Schiedsrichtern und redet lange auf das Gespann ein. Ganz anders sind seine Spieler drauf. Die sind schlecht gelaunt, weil sie sich in Wünsdorf offensichtlich einen ruhigen Nachmittag gönnen wollten und die Wölfe ihnen nun auf den Füßen rumtreten. Es kommen deutliche Worte von den Akteuren – wie zum Beispiel „die können nichts, das ist unfassbar“. Respekt vor dem Gegner sieht anders aus. Die Wölfe indes machen einfach das Beste aus ihren Qualitäten und besinnen sich auf ihre Stärken. Deutlich formverbessert und gieriger als zuletzt in Lübbenau präsentieren sich die Wölfe – das passt dem Gegner aber gar nicht in den Ausflugsplan.

Halbzeitstand: Wünsdorfer Wölfe – Oranienburger HC II 9:11

Der Start in die zweite Hälfte gelingt den frisch getauften „Nichtskönnern“ aus Wünsdorf nicht sonderlich gut. Der OHC kann in nur zweieinhalb Minuten auf 10:14 erhöhen und macht das Brett für die Wölfe etwas dicker. Aber das Rudel hat an diesem Tag einen hartnäckigen Bohrer dabei und macht mit. Seifert zum 11:14, Klaus zum 12:14 und dann glänzt Paul Engel, klaut dem Gegner den Ball aus der Hand und läuft selbst den Konter zum 13:14. Binnen drei Minuten ist der MTV wieder im Spiel. Die Nase einiger Gäste rümpft sich, weil die Wölfe sich von unten strecken und penetrant an ihrer Spitze kitzeln.

Dann gibt’s eine harte Entscheidung gegen den MTV. Erik Klaus geht am Kreis in den Zweikampf, der OHC bekommt den Siebenmeter und Klaus kassiert die Zeitstrafe. In Summe eine strittige Entscheidung gegen den MTV. Zumindest die Zeitstrafe ist in dieser Situation sehr fraglich. Der Siebenmeter ist vertretbar, allerdings haben die Wölfe für härtere Aktionen dann eher keinen bekommen. Auf der OHC-Bank fühlt man seine Spieler in dieser Situation offensichtlich aber genügend geschützt. Karma regelt: Der Siebenmeter von Jannis Hupfer wird zum Field Goal und schlägt über dem Tor in der Wand ein. Wenige Augenblicke später rasiert Volz im Wölfe-Tor einen Konter von Fabio Pastor. Als die letzten 20 Minuten anbrechen, sind die Wölfe beim Stand von 14:15 voll im Spiel. Halbzeit-Zitat: „Die können nichts…“ Na gut.

Der Unterschied beider Teams liegt im Aufwand. Die Wölfe müssen über die gesamte Spielzeit deutlich mehr Arbeit investieren, um mitzuhalten. Aber der Aufsteiger bringt im Gegensatz zum Auftritt in Lübbenau eben alles auf die Platte, was er auf der Zutatenliste hat. Und das Buffet wird in Summe deutlich bunter, als der in der Liga etablierte Gast bestellt hatte.

48. Minute: Die Gäste konnten sich einen Vorsprung von vier Toren anfressen. Die Wölfe geben mit einem zusätzlichen Feldspieler noch einmal einen neuen Impuls in der Offensive. Ballverlust MTV. Mäßiges Umschaltspiel der Gäste. Der Ball geht vom Torwart über zwei Station auf den linken Flügel zu Felix Jaß. Das Tor ist leer, doch plötzlich kommt Fabian Kaleun angeflogen, streckt den linken Fuß der Laufrichtung entgegen und spitzelt die Murmel über die Seitenlinie. Die Wölfe machen weiter, wirken punktemäßig ausgehungert und wollen bis zum Schluss an der Beute nagen, die vor dem Spiel unerreichbar schien.

Die Schlussphase. Wünsdorf im Angriff. Auf dem rechten Flügel drückt Oranienburgs Wagner-Douglas Wünsdorfs Max Hawaleschka ohne Druck auf den Ball einfach Richtung Tribüne. Nur Freiwurf. An dieser Stelle hätte man allerdings auch über eine Zeitstrafe nachdenken können. Stichwort: Spieler schützen, wie es der Gäste-Trainer forderte. In Hälfte zwei mischen sich insgesamt einige 50:50-Pfiffe, die tendenziell eher gegen die Wölfe laufen. Beispiel passives Spiel: Beide Mannschaften brauchen über die gesamte Spielzeit hinweg viel Zeit für ihre Angriffe. Im Spielaufbau gibt es wiederholt Szenen, in denen sich der Ball weit vor dem Tor von rechts nach links und zurück gespielt wird. In der Gesamtbetrachtung, in welchem Moment passives Spiel angezeigt wird, kommen die Gäste aber an diesem Tag deutlich besser weg als die Wölfe.

Dennoch: Die Punktevergabe wird komplett auf dem Feld entschieden, denn in der Schlussphase wurde OHC-Keeper Malte Tredup zum unüberwindbaren Ziel. Der Keeper, der im Protokoll mit der Nummer 12 eingetragen ist und mit der 33 spielt ohne damit aufzufallen, hält vier Bälle in Folge und zieht somit den Wölfen den Zahn.

Lucas und Lukas – Vogel und Seifert, korrigieren das Ergebnis in den letzten 90 Sekunden noch auf 25:30 und machen so den Endstand erträglich. Die höchste OHC-Führung von sieben Toren wäre als Endstand mindestens drei Tore zu viel gewesen. So viel besser als die, die „nichts können“, war der Favorit nämlich am Ende gar nicht. Die Wölfe nehmen auf dem Zettel zwar wieder keine Punkte mit, haben sich aber im Vergleich zum vorigen Spiel in Lübbenau um 180 Grad gedreht. Das Team ackerte und warf alles rein, was an diesem Tag zur Verfügung stand. Der Gegner, wenn es auch manchmal nur die Nase war, war am Ende eben nur ein Stück zu weit oben.

Am Samstag steigt in Bad Freienwalde nun das letzte Punktspiel des Kalenderjahres 2022. Die Wölfe haben in dieser Saison verschiedene Gesichter gezeigt. Mit dem Gesicht aus diesem Heimspiel muss man sich aber nirgends verstecken.

Wünsdorfer Wölfe – Oranienburger HC II 25:30 (9:11)

Wünsdorfer Wölfe: Kaleun, Volz – Seifert 9, Pawlicki 6 (3/3), Klaus 4, Vogel 2, Hawaleschka 2, P. Engel 1, Strube 1, Halkow, Gröpler, Vikhrov, D. Becker, Luchmann
Oranienburger HC II: Tredup, Rose – Wagner-Douglas 6, Häntschke 4, Schulz 4 (1/2), Pastor 4, Hartung 4, Hupfer 3 (0/1), F. Jaß 3, Sauer 1, Nguyen 1, Steudtner, Mikolajski
Schiedsrichter: Patrick Karg | Madlen Tornow

Gelbe Karten: Klaus, Seifert – Pastor, Sauer
Zeitstrafen: 3:2 (Klaus, Seifert, Vogel – Steudtner, Mikolajski)
Rote Karten: –
Blaue Karten: 

Wurfquote: 25/46 (54,34%) – 30/54 (55,55%)
Siebenmeter: 3/3 (100%) – 1/3 (33,3)

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