Saisonspiele 2023/24

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Zwei Teams und ein Spiel unter Brandenburgliga-Niveau

So betteln die Wölfe um den Tabellenkeller
luebbenau mtv

Die Wünsdorfer Wölfe haben die nächste Niederlage in der Brandenburgliga kassiert. Beim 22:29 bei der TSG Lübbenau präsentierte sich das Wolfsrudel in einer schwachen Tagesform und verlor am Ende gegen einen Gegner, der auch ohne ein gutes Spiel die Punkte mitnehmen konnte. Lübbenau feierte so seinen ersten Sieg in dieser Saison, während bei den Wölfen Frust herrscht. Mehr... 

 von Conrad Hipp

Die Enttäuschung nach dem Unentschieden gegen den HSV Wildau musste bei den Wölfen erst einmal abklingen. Zu sehr drückte die verspielte Führung von zwischenzeitlich fünf Toren auf die Laune des Rudels. Dass man den Schaden noch begrenzen konnte, in dem das Team sich trotz zwei Toren Rückstands zwei Minuten vor dem Ende noch einen Punkt holte, hatte zu wenig Gegengewicht. Die Wölfe stecken in der Ergebniskrise. Nach den drei Siegen zu Beginn der Saison ritt der Aufsteiger auf einer Euphoriewelle, die dann plötzlich zerbrach. Es folgten vier Niederlagen mit ganz unterschiedlichen Gesichtern des Wünsdorfer Teams. Bei einigen Spielen ackerte die Mannschaft, präsentierte trotzdem eine starke Leistung und musste am Ende halt einsehen, dass es in dieser Liga eben trotzdem Teams mit mehr Qualität gibt. Und es gab die Wünsdorfer Mannschaft, die sich nicht mehr auf ihre eigenen Stärken besinnen konnte und die Spiele phasenweise hergab. Es wurde ein bisschen Glücksspiel, welches Gesicht die Mannschaft am jeweiligen Spieltag zeigen würde.

Die Reise zur TSG Lübbenau sollte für den MTV eine schwierige werden. Das Tabellenschlusslicht war nach sieben Niederlagen in sieben Spielen stark angeschlagen. Allerdings: Sechs der sieben Niederlagen kassierte die TSG auswärts. Im zuvor einzigen Heimspiel in der Gelb-Blau-Arena gab es eine 28:29-Niederlage gegen den Oranienburger HC II, der sich immerhin mit dem 1. VfL Potsdam II bei der Tabellenführung abwechselt. Die Alarmglocken waren also scharf gestellt beim MTV – sollten sie zumindest. 

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Die Partie beginnt auf beiden Seiten nervös. Lübbenau ist gewillt, den Knoten endlich platzen zu lassen und die ersten Punkte zu holen. Gleichzeitig ist der Gastgeber aber auch verunsichert, was angesichts der Tabellenkonstellation wenig überrascht. Aber auch die Wölfe sind verunsichert. Welches Gesicht zeigt man heute? Gelingt endlich das ersehnte Erfolgserlebnis oder rutscht man weiter rein in das Ergebnistief? Erst nach über vier Minuten landet erstmals ein Ball im Tor, Jakub Pawlicki trifft für den MTV zum 0:1. Gleichzeitig beginnen auf dem Feld die ersten Aufräumarbeiten. Mit dem Wölfe-Tor muss Lübbenaus Tobias Werban für zwei Minuten vom Feld. Die erste Zeitstrafe früh im Spiel. In Unterzahl gelingt den Hausherren aber der Ausgleich. 

Auf beiden Seiten wirken die Offensivreihen aber weiterhin gehemmt. Während Wünsdorf im Angriff komplett harmlos agiert und keinen Druck aufs Tor bekommt, ist Lübbenau zumindest in etwa jedem dritten Angriff in der Lage, sich eine gute Wurfchance herauszuspielen. Wünsdorf ist nicht wach genug. Ein Freiwurf geht direkt in die Hände des Gegners, ein schnelles Umschaltspiel und es steht 3:1 für Lübbenau. Nach nicht einmal elf Minuten nimmt Wünsdorf seine Auszeit, Lübbenau führt hier 4:1. In Sachen Fehlwürfen steht es aber 5:4 für den MTV. In der engen Lübbenauer Halle spürt man den Willen, beim Punktekonto endlich etwas aufzubuchen - zumindest bei allen, die Gelb und Blau tragen. Den Wölfen fehlt dieser Wille. Nach dem Wiederanpfiff dauert es fast eine halbe Minute, bis der nächste Spielzug überhaupt angesagt wird. Das MTV-Spiel ist weiterhin ohne Druck, sehr behäbig und ideenlos.

Schönzureden ist in dieser Phase einzig der Spielstand. Die Fehlerquote ist auf beiden Seiten enorm hoch. Es gibt nur wenig gute Würfe zu sehen. Nach 15 Minuten steht es 5:2 für Lübbenau. Sieben Würfe gingen also in die Maschen, stolze 14 Würfe verfehlten aber ihr Ziel. Lübbenau ist mit einer Quote von 54,5 Prozent nach einer Viertelstunde nur mäßig im Spiel. Wünsdorf findet mit einer Trefferquote von 20 Prozent offensiv quasi nicht statt. In der Offensive werden Spielzüge nicht zu Ende gespielt. Immer wieder werden verfrüht keine guten Abschlüsse gesucht. Beim MTV vermisst man Körpersprache und Gegenwehr. Nach einem Fehlwurf der Wölfe kracht es aber zumindest in der Defensive. MTV-Keeper Fabian Kaleun hält einen Lübbenau-Konter und sorgt damit für eins der wenigen Wölfe-Highlights in Halbzeit eins. 

Tabellenschlusslicht Lübbenau spielt keinen überragenden Handball, aber das muss es auch nicht. Das Wolfsrudel sucht weiterhin seine Struktur und ist von der Normalform eine gesamte Winterschlaflänge entfernt. Nach 20 Minuten hat sich die Wurfquote auf 21,4 Prozent „verbessert“. Das Rudel steht aber irgendwie komplett neben sich. In der Lübbenauer Halle ist so viel Euphorie, dass der heimische Hallensprecher sogar regelmäßig „vergisst“, den Pause-Button bei der Musik rechtzeitig zu drücken. Auch in der 26. Minute läuten die legendären „Hells Bells“ von AC/DC noch deutlich hörbar nach dem Anpfiff zum Siebenmeter. Andy Strube trifft trotzdem – nur noch 10:6. Dennoch: Die Musik der TSG sollte auch im Rest der Spielzeit nicht zu früh verstummen. Teilweise sind die Angriffe auf beiden Seiten sogar schon bis zur Neunmeterlinie vorgedrungen und Stimmungsmacher wie „We Will Rock You“ dröhnen immer noch aus der Hallendecke. 

Weiter geht's auf dem Feld, wo es für die Wölfe weiterhin nicht läuft. Werban und Daniel Csipszer stellen auf 12:6 und Lübbenau hat sogar noch die Chance auf mehr. Das Schiedsrichtergespann Max-Peter Franz und Maik Fricke zeigt bei einem Freiwurf und drohendem passiven Spiel noch zwei Pässe an. Lübbenau gönnt sich vier Abspiele plus den Torwurf und darf das. Die Spielleiter lassen es an dieser Stelle durchgehen. Sonst hat das Duo aber die Partie gut im Griff und sortiert das Geschehen auf und neben dem Feld sehr seriös und mit einer sehr guten Leistung. Immerhin: Der Lübbenau-Wurf geht daneben. Max Hawaleschka trifft 12 Sekunden vor der Pause noch zum 12:7. Es ist der Abschluss einer aus Wölfe-Sicht katastrophalen ersten Hälfe, die für Lübbenau zu einer guten Führung reicht.

Halbzeitstand: TSG Lübbenau 63 – Wünsdorfer Wölfe 12:7

In der Pause sollten sich die Wölfe einmal fangen. Ja, die erste Hälfte war schlecht. Aber: Da der Gegner weit weg von der Note gut spielt, ist man weiterhin im Spiel. 12:7 – nur fünf Tore Rückstand. Mit etwas mehr als Normalform ist in diesem Spiel noch etwas zu holen. Aber eben nur dann. Doch Hälfte zwei beginnt trotz eigenen Anwurfs noch schlechter als die erste. Den Wölfen wird ein Schrittfehler abgepfiffen, Stefan Richter trifft für Lübbenau zum 13:7 und die Wölfe bringen ihren nächsten schnellen Wurf nicht ins Ziel. Schrittfehler, Gegentor, Fehlwurf – so die ersten 38 Sekunden nach Wiederanpiff. Diesen Start muss man erst einmal verkraften. Und es geht so weiter für den MTV. 

Als Lübbenau mit einem zusätzlichen Feldspieler spielt und ein Tor erzielt, muss es schnell gehen nach dem Anwurf. Hawaleschka erkennt die Situation, zieht nach dem Anwurf direkt ab. Ein guter Wurf, doch Torhüter Irakli Dikhaminjia macht diesen mit einem Sprint und einer Ballett-Grätsche zunichte. Zur enttäuschenden Leistung der Wölfe mischt sich auch noch Pech. In der Halle macht sich das Gefühl breit, dass hier nichts mehr passieren wird. Auch die Körpersprache der Wölfe lässt nicht vermuten, dass sie noch groß an einer Gegenwehr arbeiten. Nur nicht zu hoch, dann akzeptiere man das heutige Schicksal – so sieht es zumindest von außen aus.

Zurab Gogava stellt für Lübbenau auf 16:8. 20 Minuten vor dem Ende erzielt Richter per Siebenmeter und aus dem Feld das 19:9 und das 20:9. Der Blick auf die Anzeigetafel lässt das Lübbenauer Publikum immer euphorischer werden. Die MTV-Fans, die deutlich näher an der Anzeigetafel sitzen als die heimischen Supporter, sehen die Backpfeife indes immer größer und größer auf der Leuchtpunkte-Tafel erscheinen. 

Wünsdorf nimmt erneut eine Auszeit, um zu versuchen, das Unheil zumindest jetzt irgendwie zu begrenzen. Für Lübbenau offensichtlich ein Zeichen, einen Gang runter zu schalten. Wünsdorf erzielt vier Tore in nur drei Minuten. Plötzlich steht es nur noch 20:13. Und es sind noch gute 16 Minuten zu spielen. Geht hier noch was? Antwort: Nein.

45. Minute: Wegen einer Zeitstrafe spielt Lübbenau erneut mit einem zusätzlichen Feldspieler, um in der Offensive Sechs gegen Sechs zu spielen. Der Ball wird leichtfertig vergeben und die TSG vergisst, einen Spieler rauszuschicken, damit der Keeper wieder aufs Feld kann. Die Wölfe spielen den Ball von links nach rechts und brauchen fünf Pässe, damit der Ball am gegnerischen Kreis ankommt. Lucas Vogel verwertet die Kugel dann ins immer noch leere Tor zum 21:15. 

47. Minute: Nächster Ballverlust der TSG. Aus der Abwehr heraus wird der lange Ball auf den längst entwischten Flügelflitzer Hawaleschka gespielt. Doch dann das: Der Schiedsrichter kreuzt in dessen Rücken Hawaleschkas Weg, rennt ihm direkt vor der Lübbenau-Bank in voller Geschwindigkeit in die Hacken. Hawaleschka fliegt Richtung Parkett, der Ball Richtung Toraus. Lübbenau jubelt über den Ballverlust. Der Schiedsrichter entschuldigt sich, ist aber laut Regelwerk in dieser Situation komplett machtlos. Es heißt daher: Abwurf Lübbenau. Die TSG zeigt in dieser Situation, dass der Erfinder des Fair-Play-Preises nicht aus der Spreewald-Stadt stammt. Statt in Betracht zu ziehen, den Wölfen den unfreiwillig verlorenen Ballbesitz durch beispielsweise einen Wurf ins Aus auf Höhe der Mittellinie oder Ähnlichem zurückzugeben, baut man unter tosendem Jubel von Torhüter, Bank und Fans den nächsten Spielzug auf. Schade, TSG!

Den Wölfen wurde ein doppelt und dreifach gebrauchter Tag angedreht. Als Lübbenau in der Abwehr nachlässt, ist es für die Wölfe zu spät. Beziehungsweise sind die Wölfe auch selbst wieder zu spät. Das Tor der TSG steht erneut leer, da entscheidet sich der MTV für einen Spielzug anstatt für einen geübten Wurf aus mittlerer Distanz. Das Ergebnis ist ein Fehlwurf als der Keeper wieder drin ist. Ein Doppelpack von Hawaleschka korrigiert das Ergebnis viereinhalb Minuten vor Ende noch mal auf 26:22. Doch auf dem Feld erkennt man bei den Wölfen weiterhin kein Aufbäumen und keinen Willen, das Ding hier noch zu drehen. Das Rudel macht den Eindruck, als hätte man für den Winter genügend Beute angefressen. Gefährlich! Lübbenaus Werban erzielt das 27:22 (57.), das 28:22 (58.) und das 29:22 (60.) und zieht damit den Strich unter dieses Spiel. Die Wölfe stehen sich an diesem Tag komplett selbst im Weg und dazu auch jeder Umstand, der irgendwelche Einflüsse auf die Partie haben könnte. Man hätte den MTV auch statt 60 Minuten 120 oder 180 spielen lassen könnte. Können, wollen, sollen – es war eben nicht. Und es hätte auch nichts besser gemacht.

tsg mtv abpfiff

So muss der MTV nach dem Abpfiff der TSG zusehen, wie sie die ersten Punkte der Saison bejubelt. Über 60 Minuten gesehen waren die Hausherren keineswegs überragend. Die Performance des Gastgebers wirkte zwar keineswegs wie die eines Null-Punkte-Punktelieferanten, aber auch nur mit Optimismus brandenburgligatauglich. Dennoch: Die TSG hatte eben an diesem Tag einen Gast, der noch schwächer auftrat als man selbst. Von Brandenburgliga war hier beidseitig nicht viel zu sehen.

So betteln beide Teams um den Tabellenkeller, wenn sich nicht etwas an den Auftritten ändert. Die TSG kann aber erst einmal zwei Pünktchen verbuchen, hat jetzt trotzdem fünf Punkte Rückstand auf den MTV. Die Wölfe müssen dringend ihre Zähne schleifen und sich wieder mit Gier und Hunger in diese Liga hereinbeißen, um bald auch wieder Beute genießen zu können. Andernfalls knabbert man bald an der kalten Kellertreppe.

TSG Lübbenau 63 – Wünsdorfer Wölfe 29:22 (12:7)

TSG Lübbenau: I. Dikhaminjia, Pyrka – Werban 9, Gogava 6, Csipszer 4, Richter 4 (2/3), Pipiale 3, Huskobla 2, Helbich 1, Köhler, Anspach, Klauke, König, Schultz
Wünsdorfer Wölfe: Kaleun, Paeschke, Volz – Pawlicki 12 (2/3), Hawaleschka 3, Gröpler 2, Vogel 2, Halkow 1, T. Engel 1, Strube 1 (1/2), Luchmann, D. Becker, Wendland, Klaus
Schiedsrichter: Max-Peter Franz | Maik Fricke

Gelbe Karten: Anspach, Pipiale, Nolde (Bank) – Klaus, Behrend (Bank)
Zeitstrafen: 8:4 (2x Werban, Klauke, Csipszer, Richter, Helbich, Werban, Pipiale – Gröpler, Klaus, T. Engel, Luchmann)
Rote Karten: Marius Luchmann (Wünsdorfer Wölfe/60. wegen Vereitelung einer klaren Torchance in der letzten Spielminute)
Blaue Karten: 

Wurfquote: 29/53 (54,7%) – 22/48 (45,8%)
Siebenmeter: 2/3 (66,67%) – 3/5 (60%)

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