Saisonspiele 2023/24

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Erste Niederlage seit 707 Tagen

Wölfe im Derby in allen Belangen unterlegen
mtv hsg auszeit

Jetzt ist es also passiert. Die Wünsdorfer Wölfe haben nach fast zwei Jahren wieder ein Punktspiel verloren. Im Brandenburgliga-Derby gegen die HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst gab es eine 25:34-Heimniederlage. Eine Niederlage, die am Ende ein paar Tore zu hoch ist, die den Wölfen aber wichtige Erkenntnisse liefert. Mehr... 

 von Conrad Hipp

Vor dem Spiel wusste niemand genau, was in dieser Partie drin stecken wird. Die Wölfe, saisonübergreifend mit 23 Siegen in Serie. In diesen kassierten sie gerade einmal 18,2 Gegentore im Schnitt. Das höchste der Gefühle waren 25 Gegentreffer – die lagen bereits 13 Monate zurück. Auf der anderen Seite die HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst. Nur einmal in dieser Saison machten sie weniger als 34 Treffer in einer Partie. Mit einem Schnitt von 33 Toren die absoluten Ballermänner der Liga, aber dafür mit 31 Gegentreffern im Schnitt auch defensiv anfällig. Das Spiel sollte also ein Überraschungsei werden, bei dem die Wölfe ihrerseits aber vor der Partie einen großen Dämpfer einstecken mussten. Top-Torjäger Lukas Seifert fiel krankheitsbedingt aus. 

Das Spiel beginnt unter ordentlicher Derbylautstärke auf beiden Seiten mit viel Tempo. Robert Schütz fliegt nach 45 Sekunden von Rechtsaußen ein, überlupft Fabian Kaleun mit einem Heber zum 0:1. Die Wölfe beginnen ihre Torserie von der Siebenmeterlinie. Jakub Pawlicki trifft zum Ausgleich (2.). Es ist sofort viel Dampf im Spiel. Die HSG entwickelt Druck auf die MTV-Abwehr, sucht akribisch nach Lücken – und findet diese. So kann Schütz nach nicht einmal zehn Minuten per Dreher das 4:5 markieren. Neun Tore in neuneinhalb Minuten – untypisch für ein MTV-Spiel, bei dem die Wölfe aber zunächst gut mithalten. Erst 14 Minuten sind gespielt, als Pawlicki zum 6:7 trifft. Der Rückraumschütze der Wölfe hatte zu diesem Zeitpunkt alle MTV-Tore erzielt. Den Wölfen fehlt im Angriff noch die Flexibilität, die Ahrensdorf bereits gefunden hat. Die ersten sieben Treffer werden insgesamt auf drei Torjäger verteilt. Dabei hat der MTV Ahrensdorfs Top-Torjäger Sascha Klimczak gut im Griff. Kaleun kann einen Siebenmeter des treffsicheren Ahrensdorfers (27 Tore in den ersten drei Spielen) entschärfen, Klimczaks Torekonto bleibt lange auf Null. Bitter für den MTV: Die Klimczak-Null kann die HSG sehr gut kompensieren.

Nach 16:24 Minuten zieht MTV-Trainer Ferenc Remes die Grüne Karte. Aus dem 6:7 ist ein 6:9 geworden. Der Trainer sieht jetzt das Spiel aus der Hand gleiten. Auch die HSG sieht Redebedarf, will das eigene Spiel noch effekitver gestalten. So wird Pawlicki nach der Auszeit in Manndeckung genommen, um es den Wölfen noch schwerer zu machen. Dem Wünsdorfer gelingt trotzdem sein siebter Treffer zum 7:9. Andy Strube trifft kurz darauf per Siebenmeter zum 8:9. Remes: „Die Mannschaft hat super gekämpft. Ahrensdorf hat einen enormen Druck entwickelt und immer wieder Lücken in unserer Abwehr gefunden. Aber die Mannschaft wollte sich nicht abschütteln lassen.“ Die Wölfe waren zwar mit den vielen Gegentoren nicht einverstanden, aber abgeben wollten sie die Punkte wenn überhaupt nur unter stärkster Gegenwehr.

Dennoch wurde deutlich, dass auf dem Feld eher das Spiel der Ahrensdorfer gespielt wurde als das der Wölfe. Die Gäste geben den Takt vor, die Wölfe übernehmen den reagierenden Part. Ein Plan, der so im Vorfeld nicht gemacht wurde und mit heißer Nadel gestrickt ist. Während die HSG ihr Angriffsspiel variabel von links nach rechts schiebt und alternativ eben aus der Mitte abschließt, konzentrieren sich die Wölfe überwiegend auf die Torabschlüsse über die Mitte. Über die Außenpositionen geht an diesem Tag nämlich nichts. Nach 23 Minuten haben die Wölfe noch keinen Treffer von den Außenpositionen zu vermelden, HSG-Keeper Mark Pastor hat von dort allerdings schon vier Paraden zu verbuchen. Auf der Gegenseite scheitert Klimczak an MTV-Keeper Kaleun. Das schnelle Umschaltspiel bringt den Ball zu Max Hawaleschka, der per Konter zum 9:11 trifft (23.).

Die Wölfe bleiben in Lauerstellung, wartend auf den Moment, in der sich die Chance ergibt, dass Ahrensdorf ihr Spiel abgibt und es endlich nach dem Plan der Wölfe geht. Doch bis zur Pause passiert das nicht. Der Klimczak-Knoten platzt noch. Er trifft zum 11:14 und eine Sekunde vor der Halbzeitsirene noch zum 12:15. 

Halbzeitstand: Wünsdorfer Wölfe – HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst 12:15

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Beim Blick auf die Zahlen in Hälfte eins fällt auf: Beide Teams produzierten 23 Würfe aufs gegnerische Tor. Einzig die Fehlwürfe waren unterschiedlich. Die Wölfe kamen auf elf, Ahrensdorf eben nur auf acht – war wirklich nur das der Grund für den Rückstand? 

In Hälfte zwei wird deutlicher, wie sehr die Gäste das Spiel im Griff haben. Der MTV braucht fünfeinhalb Minuten fürs erste Tor, hat bis dahin aber schon vier Fehlwürfe seit dem Wiederanpfiff auf der Liste. Die HSG zieht jetzt die Zügel an, Wünsdorf ist machtlos. Remes: „Ahrensdorf hatte in diesem Spiel auf jede Frage eine Antwort. Auch wenn wir in der Abwehr umgestellt haben, hatte das keinen Effekt, weil sie auch dafür Lösungen gefunden haben.“ Lösungen, die Ahrensdorf immer irgendwie durch die sonst sehr stabile und starke Abwehr der Wölfe dringen lassen. Und auch defensiv findet die HSG immer wieder Lösungen, um die Angriffe der Wölfe hier und da zu entschärfen. 

So frisst sich der Gast trotz einer starken kämpferischen Einstellung der Wölfe nach und nach ein Polster an. Als Florian Bosdorf nach 43 Minuten zu 15:23 trifft, liegt der MTV schon acht Treffer zurück. Die Wölfe treffen sich zur Besprechung auf der Bank. Im Anschluss daran versuchen sie es mit einem siebten Feldspieler, um in der Offensive etwas mehr Zugriff zu bekommen. Durch Treffer von Julien Halkow, Erik Klaus und Tim Wendland knabbert das Rudel sich auf fünf Tore heran (18:23/46.). Geht hier etwa noch was? Als Pawlicki in der 49. Minute zum 20:24 trifft, keimt nochmal Hoffnung auf auf ein noch größeres Comeback als am 3. Spieltag beim HC Spreewald, als der MTV kurz vor Schluss mit einem Treffer gewinnen konnte.

Heute ist der Gegner schlichtweg zu stark. Ahrensdorf spielt eiskalt, legt in den letzten elf Minuten noch zehn Tore auf. Die Wölfe wehren sich gegen jeden einzelnen Treffer, doch irgendwann wird es nur noch Ergebniskorrektur. Bezeichnend dafür: In Hälfte zwei produziert die HSG nur fünf Fehlwürfe. Im gesamten Spiel weisen die Gäste eine Trefferquote von starken 72,3 % auf. Dennoch laufen und arbeiten die Wölfe auch in den Schlussminuten weiter – wollen das Ergebnis so gering wie möglich halten. Das gelingt allerdings nicht, weil Ahrensdorf gnadenlos ist. Remes: „Der Gegner war heute in allen Belangen besser. Mir fällt nicht ein Punkt auf, an dem wir heute besser waren. Demnach geht die Niederlage völlig in Ordnung.“ Mit 25:34 gehen die Wölfe am Ende niedergeschlagen vom Feld. Eine verdiente Niederlage fürs Rudel, die allerdings schlussendlich doch ein paar Tore zu hoch ausfällt.

Lange Zeit zum Verarbeiten haben die Wünsdorfer nun nicht. Schon am Samstag reisen die Wölfe zu Chemie Guben und treffen dort einen bekannten Gegner aus alten Verbandsliga-Zeiten wieder. „Wir werden sehen, was wir an Aufbauarbeit leisten müssen. Die Mannschaft hat gekämpft und alles gegeben. Das hat heute nicht gereicht, der Gegner war einfach deutlich besser.“ Die Niederlage soll jetzt aber keinen Bruch geben. Der Trainer mit einem leichten, aber trotzdem leidgeplagten Lächeln: „Jetzt ist es passiert. Jetzt ist der Tag gekommen. Wir werden daraus lernen.“

Durch die Niederlage rutschen die Wölfe auf Platz 2 ab. Der Oranienburger HC II (derzeit ein Spiel weniger als der MTV) könnte ebenfalls noch vorbeiziehen. Die HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst klettert mit dem Sieg auf Platz 5.

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Wünsdorfer Wölfe – HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst 25:35 (12:15)

Wünsdorfer Wölfe: Kaleun, Paeschke – Pawlicki 13 (6/7), Halkow 3, Klaus 3, Wendland 2, Hawaleschka 1, N. Seegebrecht 1, D. Becker 1, Strube 1 (1/1), Vogel, Luchmann, Vikhrov, Gröpler
HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst: Pastor, L. Schönfeld – Klimczak 8 (0/1), Mar. Paul 6, Schütz 5, Klein 4 (4/4), Bosdorf 3, Höfer 2, Schrank 2, Pohl 2, Krause 1, Ebert 1, N. Schönfeld, Mat. Paul
Schiedsrichter: Chris Güttler/Philipp Polzt

Gelbe Karten: Gröpler, Klaus, Wendland, Remes – N. Schönfeld, Bosdorf, Schrank
Zeitstrafen: 4:5 (Gröpler, Hawaleschka, Vogel, N. Seegebrecht – 2x Schrank, Pohl, Bosdorf, Krause)
Rote Karten: –
Blaue Karten: –

Wurfquote: 25/40 (62,5%) – 34/47 (72,3%)
Siebenmeter: 7/9 (77,7%) – 4/5 (80%)

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tabelle spieltag4 

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