Saisonspiele 2023/24

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Aufstiegsrudel weiter im Siegesrausch

Wölfe gewinnen irren Gurken-Krimi

hsc mtv jubeltraubeDie Wünsdorfer Wölfe reiten weiter auf der Erfolgswelle. Beim HC Spreewald holte der MTV einen umkämpften 22:21-Sieg und zeigte dabei in der zweiten Hälfte eine große Moral und eine riesige Mentalität. Mit dem Sieg haben die Wölfe nach drei Spielen drei Siegen auf dem Konto und legen als Aufsteiger einen perfekten Start in die Saison hin. Mehr... 

von Conrad Hipp 

Nach dem Spiel sprangen die Wölfe im Kreis, sangen „Auswärtssieg, Auswärtssieg“, stimmten danach um auf „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey hey“ – wieder einmal die Wölfe. Wieder einmal Tabellenführer. Zuvor hatte eine unglaubliche Energie- und Mannschaftsleistung einen 22:21-Erfolg beim HC Spreewald auf die Anzeigetafel gestellt. Ein Handballkrimi, eine „Bewährungsprobe“, wie es Trainer Ferenc Remes zuvor betitelt hat.

Die Ausgangslage: Die Aufsteiger aus Wünsdorf hatten die ersten beiden Partien bei Werder II und zuhause gegen Cottbus II souverän und deutlich gewonnen. Der Oberliga-Absteiger aus Spreewald hatte am ersten Spieltag beim Heimauftakt gegen den Oranienburger HC verloren, am zweiten Spieltag in Bad Freienwalde gewonnen. Parallel zum Auftritt nach Bad Liebenwerda schickte man einen Spreewald-Spion ins Wolfsrevier. Das Spiel des MTV gegen Cottbus II wurde gefilmt und genau analysiert.

Was dabei rauskam, zeigt der HCS mit Beginn des Spiels direkt. Mit viel Druck in der Abwehr würde die MTV-Offensive direkt einen schweren Stand haben. Zwar gelingt Max Hawaleschka nach 42 Sekunden erst einmal das 1:0 für die Wölfe, doch nach dem Anwurf rollt die Gurkentruppe schnell Richtung MTV-Tor. Nur wenige Sekunden später gleicht Felix Halkow, Zwillingsbruder von MTV-Neuzugang Julien, zum 1:1 aus. Spreewald legt sich in der Abwehr die Wölfe zurecht, haben die MTV-Angreifer mit einer harten und sehr offensiven Deckung sehr gut im Griff.

Immer wieder wird das Rudel schon bei Querpässen zwölf Meter vor dem Tor attackiert, so der Spielfluss unterbrochen. Gleichzeitig testen sie mit der rigorosen Deckungsarbeit die Linie des Schiedsrichtergespanns, so dass früh klar wird, dass den Wölfen hier kein Meter geschenkt wird. Nach achteinhalb Minuten stellt Danilo Wendet für die Hausherren auf 5:2. Kurz darauf erzielt Manuel Thieke das 7:3 (10.). Höher wird der Vorsprung allerdings nicht. Zwar kontrolliert der HCS weiterhin das Spiel, versäumt aber, sich frühzeitig höher abzusetzen. „In der ersten Hälfte hätte das Spiel schon erledigt sein können“, resümiert MTV-Tormaschine Lukas Seifert auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Auch Spreewald-Trainer Mirko Wolschke zog das Fazit: „Zur Halbzeit hättest du mit sieben oder acht Toren führen müssen.“

Die Gastgeber zeigen dem aufmüpfigen Aufsteiger seine Grenzen auf, fordern Angriff und Abwehr deutlich mehr als die Wölfe es in den ersten beiden Spielen gespürt haben. Aber der HCS zieht eben auch nicht durch, lässt in einigen Situationen den Schlendrian erkennen. Trainer Wolschke spricht nach dem Spiel von einer gewissen Gelassenheit, sich zu sicher gewesen zu sein. So geht’s nur mit einem 14:11 in die Kabine. Ein Ergebnis, dass für den HCS reicht, um den Heimsieg nach Hause zu schunkeln. Ein Ergebnis, mit dem der MTV gut leben kann und der ihn nochmal Witterung aufnehmen lässt.

Halbzeitstand: HC Spreewald – Wünsdorfer Wölfe 14:11

Als die Spieler wieder aus der Kabine kommen merkt keiner, dass beide Seiten offensichtlich Bretter und Nägel mit dabeihaben und so ihre Tore erst einmal verriegeln. Mit dem Wiederanpfiff beginnt eine Abwehrschlacht, die selbst für Freunde vieler Tore ein Schmaus ist. „Ich war mir in der Pause sicher, dass die Jungs diesen Kampf annehmen werden. Die Mentalität dieser Mannschaft ist beeindruckend“, sagte Remes nach dem Spiel über die Stimmung in der Kabine. Beide Teams zeigten eine sehr starke Abwehrqualität. Es war wie in der Kindheit, wenn man auf dem Bolzplatz das Spiel zu Ende bringen musste, weil die Dämmerung einsetzte und die Eltern mit dem Abendessen warteten. „Das nächste Tor entscheidet“, rief irgendwann jemand. Und im Spreewald spielten beide Teams so, als würde man auf das nächste Tor und das Abendessen eben noch ein bisschen warten müssen.

Dafür sah man auf dem Feld das pure Paket Gier. Als Jakub Pawlicki in der 35. Minute für zwei Minuten runter muss, spielt der MTV in Unterzahl. Nach einer Minute hat sich aber Erik Klaus seinen Gegenspieler ausgeguckt, zieht clever eine Zeitstrafe für seinen Gegenspieler. Jubel auf der Bank, auch Klaus ballt die Faust, als würde er darin eine Wallnuss zerdrücken.

„Wünsdorf hatte dann den absoluten Willen gehabt, der hat uns gefehlt“, fasste es Wolschke nach dem Spiel zusammen. Nach glatt 40 Minuten pariert Carlo Paeschke einen Ball im MTV-Tor. Die Wölfe schalten schnell um und Andy Strube trifft für die Wölfe. Da ist es also doch, dieses nächste Tor – 14:12.Jetzt fällt hin und wieder auf beiden Seiten wieder einer rein. Die Abwehrarbeit beider Teams ist aber immer noch auf einem sehr hohen Level. In den ersten 15 Minuten nach Wiederanpfiff erzielen beide Teams jeweils nur vier Treffer. Dafür ist trotzdem die Gier spürbar und der unbedingt Wille. Als Spreewalds Nils Werner von halblinks hochsteigt und einen steilen Pass Richtung rechten Flügel spielt, erwischt er Klaus mit dem harten Pass direkt im Gesicht. Klaus schüttelt sich kurz, massiert sich mit einem Kühlakku das Gesicht und macht weiter. 

Beim Stand von 18:15 muss der HCS gleich zwei Zeitstrafen nacheinander ausgleichen. Als der Trainer den Torhüter rausnimmt und einen zusätzlichen Feldspieler bringt, wird es kurz chaotisch auf der Bank. Tobias Lubig soll eigentlich rauf, der hat aber noch etwas von seiner Zeitstrafe abzubrummen. Und wer nun? Hektische Zustände, die dem HCS einige Sekunden des Angriffs kosten. Und dann wirds kurios. Als Keeper Florian Kleindienst gerade wieder auf dem Weg ins Tor ist, versucht es Wölfe-Keeper Fabian Kaleun mit einem langen Wurf aus dem eigenen Kasten. Er schafft das Kunststück, wirft den Ball aus dem eigenen Tor an die Latte. Den Abpraller von Hawaleschka kann Kleindienst halten. Ein Handballspiel, das jede Minute irrer wird. Die Wölfe sind hellwach, machen durch Strube das 18:16. Als Pawlicki beim nächsten Angriff den Siebenmeter trifft, ist die Luft im „Blauen Wunder“ endgültig angezündet. 18:17 – noch 13 Minuten auf der Uhr. Der Ausgleich lässt aber auf sich warten. Die Grüne Karte fliegt – Auszeit Wünsdorf. Es steht immer noch 18:17, aber es sind nur noch 9:29 auf der Uhr.

Seifert gelingt zunächst der Ausgleich. Der erste seit dem 1:1. Was für ein Comeback der Wölfe. Werner bringt den HCS zunächst wieder inFührung, Julien Halkow gleich wieder aus. 19:19, noch sieben Minuten. Dann der Ballverlust der Hausherren, schnelles Umschaltspiel und nur 20 Sekunden nach dem Ausgleich trifft Hawaleschka zum 19:20. Wünsdorf führt – aber es sind noch sechseinhalb Minuten auf der Uhr. Das Spiel ist jetzt mit der ganz heißen Nadel gestrickt. Jeder Fehler kann jetzt über die Punkte entscheiden. Fast drei Minuten tut sich nichts am Spielstand. 3:42 Sekunden vor dem Ende setzt Hawaleschka zum Wurf an, macht das 19:21 und bringt den MTV erstmals mit zwei Treffern in Führung. Niclas Gürtler kann per Siebenmeter wieder verkürzen – noch 2:15 Minuten. Die Wölfe sind jetzt von der Abwehr extrem unter Druck gesetzt. Spreewald geht direkt auf den Gegner, die Wölfe müssen jetzt clever laufen, um den Ball in Bewegung zu halten und Zeit von der Uhr zu nehmen und irgendwie zum Wurf zu kommen. Dann geht Seifert plötzlich hoch – und trifft! Wünsdorf mit zwei Toren vor – und nur noch 78 Sekunden. Während die heimischen Fans jetzt jede Chance auf einen Sieg aufgeben und nur noch auf einen Punkt hoffen, feiern die MTV-Fans einfach durch. Gürtlers Anschluss zum 21:22 kommt neun Sekunden vor der Sirene – zu spät. Remes: „Wir hatten am Ende auch etwas das Glück des Tüchtigen.“

Wünsdorf hüpft, Wünsdorf springt, Wünsdorf tanzt, Wünsdorf singt. Tollhaus Lübben – weil die Wölfe eine gnadenlose Mentalität aufs Feld bringen. Mittendrin springt auch Betreuer Dirk Behrend freudestrahlend durch die Halle. Für die gute Seele der Mannschaft war dies ein besonderes Spiel. Jahrelang war er auch beim HC Spreewald als Betreuer unterwegs, bevor er nach Wünsdorf zog. Die Spieler fallen sich freudestrahlend in die Arme, feiern diesen als Mannschaft erkämpften Sieg. Wünsdorf bleibt somit ungeschlagen in dieser Saison – und führt als Aufsteiger die Brandenburgliga an. HCS-Spieler Pascal Freund nach dem Spiel: „Zum Schluss hat uns Wünsdorf eben ihren Stempel aufgedrückt und nicht wir ihnen unseren, so wie es eigentlich hätte sein sollen.“ 

 

 

HC Spreewald – Wünsdorfer Wölfe 21:22 (14:11)

HC Spreewald: Kleindienst, Bullwinkel – Gürtler 5 (2/2), N. Werner 4, F. Halkow 3, Fankhänel 2, Wendt 2, Thieke 2, Lubig 1, Freund 1, Cal 1, Orbanz, König, Borchert
MTV Wünsdorf: Kaleun, Paeschke – Seifert 6, Hawaleschka 4, Pawlicki 4 (2/2), J. Halkow 2, Klaus 2, Strube 2, N. Seegebrecht 1, Vogel 1, Gröpler, Vikhrov, D. Becker, Luchmann
Schiedsrichter: Max-Peter Franz / Steffen Kaußmann

Gelbe Karten: Thieke, N. Werner – Klaus, D. Becker Vogel
Zeitstrafen: 6:6 (Wendt, Freund, Thieke, Lubig, Orbanz, Cal – 2x Klaus, 2x J. Halkow, Seifert, Pawlicki)
Rote Karten: Erik Klaus (58.)
Blaue Karten: –

Wurfquote: 21/44 (47,7%) – 22/42 (52,3%)
Siebenmeter: 2/2 (100%) – 2/2 (100%)

 

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