Saisonspiele 2023/24

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Trainer Ferenc Remes im Interview

„Momentaufnahme und Genugtuung“ 

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Die Wünsdorfer Wölfe sind Niederlagen kaum noch gewohnt. Es war der 24. Oktober 2020, als die Wünsdorfer Wölfe in der Verbandsliga Süd gegen Chemie Guben verloren. Danach folgten eine Corona-Pause und der Saisonabbruch. Nach dem Neustart im September 2021 ging die Siegesserie der Wölfe los. 20 Erfolge in 20 Spielen – Aufstieg in die Brandenburgliga. Und dort geht die Siegesserie weiter: Drei Spiele, drei Siege. Ferenc Remes übernahm das Amt als Wölfe-Trainer im Sommer 2021, ist immer noch ohne Niederlage in Wünsdorf. Im Interview mit Conrad Hipp spricht er über die lange Siegesserie der Wölfe, den furiosen Saisonstart in der Brandenburgliga und einen möglichen Durchmarsch. Mehr...

Ferenc, im Oktober 2020 waren die Wölfe für dich wahrscheinlich noch gar kein Thema. Aber dort verlor das Rudel letztmals ein Pflichtspiel. Am 1. Oktober gibt‘s die nächste „Chance“, dass diese Serie reißt. Dann ist die letzte Niederlage, zugegeben mit einer Corona-Pause, 707 Tage her…
Remes: Rekorde sind interessant, aber genauso vergänglich. Ich hätte nichts dagegen, wenn der MTV den Rekord auf 3 Jahre schrauben würde…

Eine Verbandsliga-Saison mit 0 Minuspunkten zu beenden, ist schon etwas besonderes. Jetzt geht es in der Brandenburgliga direkt weiter mit drei Siegen aus drei Spielen. Wie ist dieser Saisonstart einzusortieren?
Remes: Eine Saison mit 0 Minuspunkten ist etwas ganz besonderes und für mich ebenfalls absolutes Novum. Ich sah beim Gewinn der Meisterschaft die Aufgabe als erledigt an und wollte nur noch feiern.

Gefeiert wurde aber erst nach dem letzten Spieltag... 
Remes: Die Mannschaft war diejenige, die die Null wollte und mich zum weiteren Training und dieser besonderen Leistung bewegt hat. Im Nachhinein vollkommen richtig und etwas für unsere privaten Geschichtsbücher.

Und die drei Siege aus drei Spielen zum Brandenburgliga-Start?
Remes: Der Saisonstart in der Brandenburgliga ist als gelungen zu bezeichnen und als Bestätigung unserer Arbeit anzusehen. Mehr noch nicht.

Nach diesem wahnsinnigen Krimi beim HC Spreewald lagst du einen Moment lang auf dem Parkett. Was ging dir in diesem Moment durch den Kopf?
Remes: Ich war einfach müde, glücklich und erleichtert.

Als die Mannschaft danach im Kreis gesprungen ist und „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ gesungen hat, sollst du der erste gewesen sein, der auf „Spitzenreiter, Spitzenreiter“ umgestimmt hat. Was bedeutet diese Tabellenführung für dich und das Team?
Remes:
 Vor der Saison sind wir von vielen als erster Absteiger gehandelt worden. Vielleicht immer noch. Die momentane Tabellenführung ist etwas Genugtuung. Sie ist allerdings auch eine absolute Momentaufnahme!

Müssen sich die Teams aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern also noch nicht darauf einstimmen, nächste Saison die Wölfe in der Oberliga zu empfangen?
Remes: Nur wenige Teams aus der Oberliga beschäftigen sich mit der Brandenburgliga. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich es auch nicht tun. Fakt ist, es ist immer ratsam, Augen und Ohren aufzuhalten!

Für dich wäre ein Durchmarsch von der Verbandsliga in die Oberliga keine Neuigkeit. In Altlandsberg hast du das bereits geschafft - auch mit einem MTV. Was ist in Wünsdorf heute anders oder auch ähnlich im Vergleich zu deiner Station damals?
Remes: Ich sehe auf jeden Fall Parallelen zwischen den beiden MTV. Es ist immer der unbändige Wille und die eingeschworene Gemeinschaft, zusammen etwas schaffen zu wollen. Bei dem jetzigen MTV schaffen wir es ohne nennenswerte finanzielle Mittel! Das ist ein gewaltiger Unterschied.

Nach dem Spiel im Spreewald sagtest du, dass es den MTV stolz macht, in einer Liga mit einem renommierten Verein wie dem HCS zu spielen. Gleichzeitig sagtest du aber auch: „Wir waren schlecht und können das besser. Das werdet ihr im Rückspiel sehen.“ Wie gut wird der MTV noch?
Remes: Die Mannschaft ist bereit, sie macht jede „Schweinerei“ mit, ist jung. Sie wird sich vor allen Dingen taktisch noch viel weiterentwickeln.

Spätestens jetzt wird jeder den MTV auf dem Zettel haben und ernst nehmen. Macht es dieser Mega-Start für den restlichen Saisonverlauf schwerer?
Remes: Der gute Start ist eher ein Vorteil. Ich glaube nicht, dass wir bis jetzt gewonnen haben, weil man uns unterschätzt hat. Mit den Siegen haben wir uns als Aufsteiger etwas Respekt erspielt und sind in den Köpfen der Gegner. Ich sehe es als Vorteil.

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Wieso ist das ein Vorteil?
Remes: Jeglicher Gedanke des Gegners, gegen uns verlieren zu können, ist ein Vorteil für uns. Wir reden ehrlich gesagt nie über die Alternative, dass ein Spiel verloren gehen könnte.

Das musste man ja auch lange nicht. Seit fast zwei Jahren ist der MTV ohne Niederlage. Was passiert mit der Mannschaft, wenn wirklich mal wieder ein Spiel verloren wird?
Remes: Niederlagen sind etwas vollkommen Normales. Wir werden uns mit Niederlagen genauso sachlich auseinander setzten, wie mit Siegen. Man lernt aus beiden.

Ein Trainer ist dafür bekannt, dass er nie zufrieden ist. Was sind die größten Baustellen des Teams?
Remes: Natürlich gibt es Baustellen. Ein bisschen mehr Erfahrung und Geduld in manchen Situationen würden uns guttun, doch das kommt fast automatisch mit dem älter werden.

Im Sommer war es schwierig, Verstärkung zu bekommen. Der erste Neuzugang hat auf sich warten lassen. Jetzt sind mit Tim Engel und Julien Halkow „nur“ zwei Neue da. Wie zufrieden bist du mit dem Kader?
Remes: Ich gebe zu, dass ich es das erste Mal nicht geschafft habe, selber Verstärkung zu rekrutieren und habe so viele Körbe bekommen wie noch nie. Unsere beiden Neuen sind auf der familiären und freundschaftlichen Schiene gekommen, dafür aber voll eingeschlagen. Vielleicht musste es so kommen, sie passen aber 100-prozentig in unser Gefüge.

Woran lag es, dass du nur Absagen kassiert hast? Etwa an der vorhin angesprochenen Erwartungshaltung vieler, dass der MTV ohnehin wieder absteigen wird?
Remes: Ich habe es einfach nicht geschafft, die Spieler glaubwürdig von unserem Projekt zu überzeugen. Die meisten haben uns ohnehin keine Chance in der Brandenburgliga gegeben. Teure Semiprofis wollte ich nicht. Ich hatte überwiegend junge, talentierte Spieler angesprochen und sie nicht mit Versprechungen gelockt. Ich habe ihnen „nur“ Spaß und Erfolg garantiert. Das hat ihnen nicht gereicht…

Ich habe zum Schluss noch drei Thesen für dich. Du sagst mir, was da dran ist. Der MTV wird auch in dieser Saison den Schnitt von unter 20 Gegentoren halten.
Remes: Abwehr ist der Grundstein für nachhaltigen Erfolg. Wir leben Abwehr und legen großen Wert darauf. Wir werden uns um die 20 Tore Marke bewegen.

Wenn die Wölfe unter den Top 3 die Saison beenden, bleibt Ferenc Remes sicher Trainer in Wünsdorf.
Remes: Das hängt nicht von der Platzierung ab. Ich habe zunächst für zwei Jahre zugesagt. Das bedeutet, dass ich erstmal zwei Jahre mit aller Konsequenz durchziehe. Momentan habe ich so viel Spaß und Bestätigung wie zu meinen besten Zeiten als Trainer!

Am 24. Oktober ist der MTV seit zwei Jahren ungeschlagen.
Remes: Unser Saisonziel lautet, wie schon letztes Jahr, wir wollen jedes Spiel gewinnen. Wir konnten es bis jetzt leider nicht ganz so halten. In der Vorbereitung gab es Niederlagen gegen Ajax Köpenick, VfL Tegel , LHC Cottbus unter anderen…

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